Es haben die Alten vor viel hundert jaren disen herrlichen spruch / welcher auch noch zu disen vnseren zeiten warhafft / vnd deßhalben gelten soll / gehabt / da sie also gesprochen:
Eltern wie die geartet sind /
Also sind gmeinlich jhre Kind:
Sind sie mit Tugenden begabt /
An Kindern jhr deßgleichen habt.
Kein guter Baum gibt böse Frucht:
Der Mutter nach schlegt gern die Zucht.
Ein gutes Kalb / ein gute Kuh:
Das Jung thuts gern dem Vatter zu.
Hat auch der Adler hoch von Muht
Forchtsame Tauben je gebrut?
Doch merck mich recht / merck mich mit fleyß /
Was man nicht wescht wirdt selten weiß.
Eben dieses kan von den Lalen von Laleburg (welches ort hinder Kalecut / in dem großmechtigen Königreich Vtopien gelegen) mit grossem jhrem Rhum vnd Lob auch wol mit guten fugen gesagt werden. Dann auch sie in jhrer lieben[10] Vorältern fußstaffeln getretten / darinnen verharret / vnnd davon mit nichten abgewichen: biß sie die grosse noht / deren kein Gesetze fürgeschrieben worden / dieweil sie keins halten könte / deßgleichen auch die erhaltung vnd fürderung des lieben Vatterlandes vnnd gemeinen Nutzens /deme man alle Trewe vorauß zuleisten schuldig /davon abgetrieben / vnd dahin genötiget / daß sie einen andern weg für sich nemmen vnd tretten müssen / jnmassen jhr der lenge nach kurtzlich solt vernemmen. Vns allen zu einem augenscheynlichen Exempel / darauß zu lehrnen / welcher massen wir vnsern lieben vnd frommen Eltern in guten Sitten vnd Tugenden nachschlagen / vnnd etwan auß der Noth ein Tugend machen sollen.
Dann so wir dem gemeinen Geschrey vnd Reden /welche von jhnen im gantzen Land vnter den Leuten vmbgehen / wöllen glauben geben: welches wir wol thun müssen / in betrachtung / daß keine Schreybenten mehr vorhanden / die darvon geschrieben hetten /als welcher Geschrifften vnd Geschichtregister inn der vngehewren Brunst / da Laleburg sampt allem was darinnen / darunter auch jhre Chronicken gewesen /verbrunnen / als hernach auff seinem ort soll vermeldet werden: So wir / spriche ich nachmaln / dem gemeinen Geschrey / welches nicht allzeit lär vnd nichtig / sonder gemeinlich wa nicht gar / doch zum theil wahr ist / glauben geben / werden wir befinden / daß jre erste Vorältern auß Griechenland herkommen /vnnd von der weysen Meystern einem erbohren seyen. Welches dann / laut obgesetzten Spruchs / auß jhrer edlen art vnnd hohen Weyßheit leichtlich abzunemmen: als dann der Namen LALE /[11] welcher Griechisch ist / vnd einen Schwetzer (wie die Griechen gemeinlich sind / doch nicht alle) heisset / dessen auch etlicher massen zeugnuß gibt. Welcher aber vnter den gemeldten Weysen Meystern jhr Anherr gewesen / ist jhnen eben so vnbewußt / als dem Juden Schmoll vnbekant ist / von welchem Stammen der Kindern Israel er abgestiegen.
Doch kan man mutmassen / vnd ist auß bißher gesetzten Gründen glaublich / wie die Griechen mehrmahln gegen jre gutthäter vnd Vätter deß Vatterlands vndanckbar gewesen / vnd nach empfangenen Gutthaten dieselbige wa nit gar hingerichtet vnd getödt / wie den Miltiadem / Phocionem vnd andre /doch ins Ellend verwiesen vnd auß dem Land gejagt /als sie dem Lycurgo / Theseo / Soloni / Aristidi / Themistocli vnd andern mehrn gethan / welche auß jhrem Vatterland fliehen / vnd sich anderstwa inn frembden Landen auffenthalten / vnd jr Leben verzehren vnd beschliessen müssen / dz derselbigen einer / so ohne zweyfel nit der geringste vnnd schlechteste gewesen /inmassen das Wercke selberst zeuget / in die gemeldte Landsart ankommen / sich daselbsten mit Weib vnnd Kindern nider gelassen / vnd selbige nach seinem ableyben hinderlassen habe.
An denselbigen kindern ist war worden / was droben gemeldet / vnd sonst inn einem anderen Sprichwort vermeldet wirdt / welchs also lautet:
Der Apffel felt nicht weit vom Stammen:
Das Kind behelt deß Vatters Nammen.[12]
Dann sie schlugen jhrem Vatter nach / an Weyßheit vnd Verstand: wolten deßhalben / als Kinder die einmal gebrennt / vnnd mit frembdem schaden klug vnnd witzig worden / der Griechen Vndanckbarkeit / vmb deren willen sie Frembdlinge worden / nicht erfahren. Darumb wurden sie rhates / inn selbigen Landen zuverbleiben / gewisse vnd stete wohnunge zumachen /sich mit der Feldarbeit vnd dem Viehe zubegehn /damit sich zubenügen / bey einandern zu bleiben /vnnd frembder Geschefften sich gar nit / oder ja so wenig als jmmer müglich anzunemmen vnd zubeladen.