CXXI.

[137] 1. Es hieng ein stallknecht seinen zaum,

es hieng ein stallknecht seinem (so) zaum:

Gar hoch an einen dannenbaum,

gar hoch an einen dannenbaum.


2. Nun henge, nun henge mein zeumelein,

nun henge, nun henge mein zeumelein,

Wir beyde faren wol uber den Rhein,

wir beyde faren wol uber den Rhein.


3. Wir beyde fahren wol über den Rhein,

wir beyde fahren wol über den Rhein,

Und holen das wacker megdelein,

und holen das wacker megdelein.


4. Ey was sol uns das wacker megdlein thun,

ey was sol uns das wacker megdlein thun,

Den abend spat, den morgen früe,

den abend spat, den morgen früe.


5. Es sol auch unser sommerthierlein sein,

es sol auch unser sommerthierlein sein,

Und brechen die roten röselein,

und brechen die roten röselein.[137]


6. Rote rosen brechen, und anders nicht,

rote rosen brechen, und anders nicht,

Wer weis was dem feinen stallknecht an seim zaum gebricht,

wer weis was dem feinen stallknecht an seim zaum gebricht.


7. Was die leute reden und das ist war,

was die leute reden und das ist war,

Wir haben uns geliebet sieben gantze jar,

wir haben uns geliebet sieben gantze jar.


8. Sieben gantze jar und einen tag,

sieben gantze jar und einen tag,

Und das mein junges hertz nimmer mag,

und das mein junges hertz nimmer mag.


9. O danne du bist ein edler zweig,

o danne du bist ein edler zweig,

Du grünest winter und die liebe sommerzeit,

du grünest winter und die liebe sommerzeit.


10. Wenn alle beume dürre sein,

wenn alle beume dürre sein,

So grünest du edles dannenbeumelein,

so grünest du edles dannenbeumelein.


11. Und wer uns scheidet, das ist der todt,

und wer uns scheidet, das ist der todt,

Er scheidet so manches mündlein rot,

er scheidet so manches mündlein rot.


12. Ey wer uns dieses liedlein sang,

ey wer uns dieses liedlein sang,

Ein freyer reuter ist ers genandt,

ein freyer reuter ist ers genandt.


13. Er singt uns das, und singt uns mehr,

er singt uns das, und singt uns mehr,

Gott behüt all zarten jungfrawen jr ehr.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 137-138.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Die Narrenburg

Die Narrenburg

Der junge Naturforscher Heinrich stößt beim Sammeln von Steinen und Pflanzen auf eine verlassene Burg, die in der Gegend als Narrenburg bekannt ist, weil das zuletzt dort ansässige Geschlecht derer von Scharnast sich im Zank getrennt und die Burg aufgegeben hat. Heinrich verliebt sich in Anna, die Tochter seines Wirtes und findet Gefallen an der Gegend.

82 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon