CLXX.

[223] 1. Ich hab verschütt mein habermus,

des mus ich offt entgelten,

das ich alzeit fasten mus,

das geschicht mir offt und selten,[223]

Ich armer man, was hab ich gethan,

mein glück hab ich verspilet,

hertz mut und sinn, und all mein gewin,

ist alles durch deinet willen.


2. Wo sol ich aus, wem sol ich zu,

wo sol ich mich hinkehren,

und alles was ich jmmer thu,

das thu ich dir zu ehren,

Kein tropffen blut,

wil ich in mir behalten,

o reines weib, nach deinem leib,

wil mir mein hertz zerspalten.


3. Lachen mag ich nimmermehr,

wenn sie mich nit thut trösten,

so stürb ich zehen jar dest ehe,

mein leiden ist am grösten,

Wie ich jm thu, hab ich kein ruh,

hast mir mein hertz gefangen,

o reines weib, nach deinem leib,

steht mir mein gros verlangen.


4. Gedecht ich nit so dick daran,

es kem mir zuverweisen,

die untrew die du mir hast gethan,

ich solt dich niderreissen,

Ja werestu nicht scheltens werth,

als sich die brieff inhalten,

so hoff ich doch, es geschech mir noch,

so wolt ichs Gott lan walten.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 223-224.
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