XXI.

[18] 1. Was wird es doch, des wunders noch,

sogar ein seltzams leben,

als jetzund ist, all welt voll list,

mit untrew gantz und gar umgeben.

Gut wort arge tück, viel grüs böß blick,

ist jetzt der gebrauch auff erden,

es günt keiner mehr, dem andern ehr,

o Gott was wil noch daraus werden.


2. Wil glück zu eim, so günt mans keim,

man stellt in für die lücken,

der richt jn aus, wol nach der paus,

red jm nichts guts am rücken.

Verlaufft jm den weg, all steig und steg,

kein ander brauch auff erden,

ist jetzund mehr, denn nur ja herr,

was wil noch daraus werden?


3. Noch werden die, zu zeiten jr,

mit untrew selbst geschlagen,

wer nicht ansicht, das jm gebricht,

und wil von andern sagen,

Als dem und jhm, weis nicht von wem,

ist jtzt gemein auff erden,

in solchem lauff, nun schaw man drauff,

was wil noch daraus werden?

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 18-19.
Lizenz:
Kategorien: