|
[377] 1. Ich gieng bey eitler nacht,
ich gieng bey eitler nacht,
Die nacht die war so finster,
das ich sie kein stich,
Die nacht die war so finster,
das ich sie kein stich,
Die nacht die war so finster,
das ich sie kein stich mehr sach.
2. Ich kam vor liebges thür,
ich kam vor liebges thür,
Die thür war verschlossen,
der riegel und der was,
Die thür war verschlossen,
der riegel und der was,
Die thür die was verschlossen,
der riegel und der was für.
3. Schöns lieb nun las mich ein,
schöns lieb nun las mich ein,
Ich bin so lang gestanden,
erfroren da möcht ich,
Ich bin so lang gestanden,
erfroren möcht ich,
Ich bin so lang gestanden,
erfroren möcht ich sein.
4. Es waren der schwestern wol drey,
es waren der schwestern wol drey,[377]
Die aller jüngst, die unter jhn war,
die lies den knaben,
Die aller jüngst, die unter jhn war,
die lies den knaben,
Die aller jüngst, die unter jhn war,
die lies den knaben ein.
5. Sie führt jn oben ins hauß,
sie führt jn oben ins hauß,
Sie band jm hend und füsse,
und warff jn zum laden hin,
Sie band jm hend und füsse,
und warff jn zum laden hin,
Sie band jm hend und füsse,
und warff jn zum laden hinaus.
6. Er fiel wol uber ein ploch,
er fiel wol uber ein ploch,
Er fiel ein rib im leib entzwey,
darzu ein loch in,
Er fiel ein rib im leib entzey,
darzu ein loch in,
Er fiel ein rib im leib entzwey,
darzu ein loch in kopff.
7. Er fiel wol uber ein stein,
er fiel wol uber ein stein,
Er fiel den rechten fuß entzwey,
auff den lincken da hopfft er,
Er fiel den rechten fuß entzwey,
auff den lincken da hoppft er,
Er fiel den rechten fuß entzwey,
auff den lincken da hopfft er heim.
8. Der fall der thet jhm weh,
der fall der thet jhm weh,
Gesegen dich Gott du mein schönes lieb,
ich sihe dich nimmer,
Gesegen dich Gott du mein schönes lieb,
ich sihe dich nimmer,
Gesegen dich Gott du mein schönes lieb,
ich sihe dich nimmermehr.
Buchempfehlung
Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro