[67] Der Marschall von Turenne begegnete einem Grafen in einer engen straffe zu Pariß. Weil nun beyde carossen hart an einander stiessen / entrüstete sich der Graf dermassen / daß er in voller furie heraus sprang / und des Marschalls leute mit dem spanischen rohr tapffer prügelte / welches aber dieser / ohne einiges wortsprechen mit der grösten gelassenheit ansahe. Als aber der Graf nach hause kam / und / nach verkühlung der rasenden hitze des zornes / bey sich selbsten bedachte /daß er durch sein unbesonnenes verfahren einen der grösten leute in Franckreich beleidiget / verfügte er sich folgenden tages in des Marschalls von Turenne Quartier / und wuste nicht / wie er sich genugsam vor demselben demüthigen / noch vielweniger / mit was vor worten er seinen groben fehler entschuldigen solte. Turenne hingegen ließ nicht das geringste merckmal des widerwillens[67] von sich spüren / sondern sagte mit kaltsinnigen geberden zu dem Grafen: Mein herr / es braucht keiner entschuldigung / sondern ich bin euch im gegentheil höchlich verbunden; Es ist wahr / ich habe recht ungezogene leute /darum bitte ich euch / straffet sie doch allemahl /wenn ihr wiederum etwas an ihnen sehet / das unrecht gethan ist. Solcher gestalt tractirte Turenne den Grafen nicht anders / als einen hofmeister über sein gesinde / welche verachtung demselben empfindlicher war / als alles andere / wormit sich jener der beleidigung wegen hätte rächen können.