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[187] Eine zeit lang hernach wurde er zu Palermo in die Augustiner-kirche zur predigt eingeladen / allwo er sich seiner gewohnheit nach unter einem baldachino oder himmel auf seinen thron setzte. Mitten aber in der predigt erzehlte der Pater Sorbi / als prediger / was massen Pilatus bey der paßion die hände gewaschen /und sagte unter andern zu den zuhörern: Bildet euch ein / als ob ihr Pilatum sähet die hände waschen /auf einem thron unter einem baldachino sitzende / und mit einer leib-garde umgeben / gerade wie unser herr Vice-Re. So bald aber die tröstliche predigt geendigt war / befahl der Vice-Re den schergen /alsofort in das Augustiner-kloster einzufallen / die münche zu plündern / gefangen zu nehmen / u. selbige hernach zu dem unbesonnenen prediger vor die S. Georgen-pforte in verwahrung zu bringen / da immittelst die Königl. leib-garde alles im kloster aufzehren solte / was vor die patres und fratres zur mittags-mahlzeit zubereitet war. Bey so gestalten sachen bewegte die münche so wohl schimpff als hunger dermassen zum zorn wider den prediger / daß sie ihn mit ihren fäusten und ledernen gürteln halb todt schlugen / worauf der Vice-Re[187] sagte: Damit man nicht in den bann geräth / so muß man der münche unver stand mit ihren eigenen händen abstraffen.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 187-188.
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