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[247] Als Kayser Vespasianus eines tages gewisse edicte abfassen wolte / verbot er Helvidio in den Rath zu kommen / aus beysorge / es möchte ihm derselbe widersprechen. Er aber sagte zum Kayser: Du kanst mir wohl mein amt nehmen / so lange ichs aber noch habe / solt du[247] mich nicht abhalten / meine pflicht zu beobachten / vielweniger in den Rath zu gehen. Du magst hinein kommen / versetzte der König; aber rede kein wort. Ich will nicht reden /antwortete Helvidius / wenn du mich nicht um mein gutachten befragest. Ich werde dich freylich wohl darum befragen müssen / sagte darauf der Kayser. So werde ich dir alsdenn auch antworten /und nach meinem gewissen reden müssen / erwiederte Helvidius. Wenn du solches thust / fuhr Vespasianus fort / so wird es dich das leben kosten. Ich bin nicht unsterblich / antwortete Helvidius gantz kaltsinnig. Du kanst thun / was du wilt / und ich werde thun / was ich soll. Du magst mich ins elend schicken / wenn es dir gefällt / so will ich das elend mit freuden ausstehen. Du kanst befehlen / daß man mir das leben nimmet; ich aber werde mein blut fliessen sehen / und mich nicht darüber entsetzen.


Wo findet man heutiges tages unter der grossen menge derer Räthe einen solchen Rath? der geneigte leser beliebe diese frage zu beantworten.


ENDE.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 247-248.
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