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D. Faustus frist einem Bawern ein fuder Häw, sampt dem Wagen vnd Pferden.

[79] Er kam einmal gen Gotha in ein Stättlein, da er, zn thun hatte, als nun die zeit im Junio war, vnd man allenthalben das Häw einführte, ist er mit etlichen seinen Bekandten spatzieren gangen, am Abend wol bezecht. Als nun D. Faustus, vnd die jm Gesellschafft gelei stet, für das Thor kamen, vmb den Graben[79] spatzierten, begegnet jm ein Wagen mit Häw. D. Faustus aber gieng in den Fahrweg, daß jn also der Bauwer nothhalben ansprechen muste, er solte jm entweichen, vnnd sich neben dem Fuhrweg enthalten. D. Faustus, der bezecht war, antwort jm: Nun will ich sehen, ob ich dir oder du mir weichen můssest. Hörstu Bruder, hastu nicht gehört, daß einem vollen Mann, ein Häuw Wagen außweichen sol. Der Bawer ward darüber erzürnet, gab dem Fausto viel trötziger wort. Dem D. Faustus widervmb antwortet: Wie Bawer, woltestu mich erst darzu bochen? mach nicht viel Vmbstendi, oder ich friß dir den Wagen, das Häw, vnd die Pferd. Der Bauwer sagt darauff, Ey, so friß mein Dreck auch. D. Faustus verblendet jn hierauff nicht anderst, denn daß der Bauwer meynete, er hette ein Maul so groß als ein Zuber, vnnd fraß vnnd verschlang am ersten die Pferdt, darnach das Häw vnd den Wagen. Der Bawer erschracke, vnd war jm angst, eylet bald zum Bürgermeister, berichtet jn mit der warheit, wie alles ergangen were. Der Bürgermeister gieng mit jme, lächelte, dieses Geschicht zubesehen. Als sie nun für das Thor kamen, fanden sie deß Bauren Roß vnd Wagen im Geschirr stehen, wie zuvor, vnd hatt jhn Faustus nur geblendet.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 79-80.
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