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Von dreyen fürnemmen Graffen, so D. Faustus, auff jhr begeren, gen Můnchen, auff deß Beyerfürsten Sohns Hochzeit, dieselbige zubesehen, in Lůfften hinführete.

[80] Drey fůrnemer Grafen, so aber allhie nicht zunennen seind, vnd dazumal zu Wittenberg studierten, die kamen auff ein zeit zusammen, redten mit einander von herrlichem Pracht, so auff der Hochzeit zu München, mit deß Beyerfürsten Sohn seyn würde, vnd wůnschten[80] also, daß sie nur ein halbe Stund allda seyn möchten. Vnder solchem Gesprech fiel dem einen Herrn ein, vnd sprach zu den andern Grafen: Meine Vettern, so jhr mir wolt folgen, wil ich euch ein guten rath geben, daß wir die Hochzeit sehen können, vnd dann zu nacht wider allhie zu Wittenberg seyn. Vnd ist diß mein fürschlag, daß wir zu D. Fausto schicken, jme vnser fürhaben eröffnen, ein Verehrung thun, vnd ansprechen, daß er vns hierinnen verhülflich seyn wolte, er wirdt vns das gewiß nit abschlagen. Dieser meinung wurden sie einig, schickten nach Fausto, hielten jhm solches fůr, theten jm ein Schanckung, vnd hielten jm ein stattlich Pancket, darmit er wol zufriden war, vnd hierinnen zu dienen zu sagte. Als nun die zeit vorhanden war, daß deß Fůrsten auß Bäyern Sone Hochzeit halten solte, berůffte D. Faustus dise Grafen in sein Hauß, befahl jnen, sie solten sich vff das schönest kleyden, mit allem Ornat, so sie hetten, Nimpt hernach einen breiten Mantel, breitet jne in seinen Garten, den er neben seinem Hauß hatte, vnd setzte die Grafen darauff, vnnd er mitten hinein, befilcht jnen höchlich, daß keiner, so lang sie aussen seyn würden, kein Wort reden solt, vnd ob sie schon in deß Hertzogen auß Bäyern Pallast seyn würden, vnd jemand mit jnen reden, oder sie was fragen wolte, sie niemandt kein Antwort geben solten, dem allen verhiessen sie zu gehorsamen. Auff solch versprechen setzte sich D. Faustus nider, hebt seine coniurationes an, bald kompt ein grosser Wind, der bewegt den Mantel empor, führte sie also in Lůfften dahin, daß sie zu rechter zeit gen München in deß Bäyer Fürsten Hof kamen. Sie fuhren aber vnsichtbar, daß jrer niemandts warname, biß sie kamen ins Bäyersürsten Hof vnd Pallast, vnd das der Marschalck warname, zeigt ers dem Fůrsten in Bäyern an, wie alle Fůrsten, Graffen vnd Herrn schon zu Tisch gesetzt weren, draussen aber stünden noch drey Herrn mit einem Diener, die erst kommen waren, sie zu empfahen, das thete nun der alt Fürst, sprach jnen zu, sie aber wolten nichts reden, das geschach am Abend, als man zu nacht essen wolt. Dann sie sonsten, durch deß Fausti Kunst den gantzen Tag solchem Pracht der Hochzeit[81] vnsichtbar, vnd ohne alle Hindernuß zugesehen hatten. Als nun, wie gemeldt, jnen D. Faustus ernstlich verbotten, den Tag mit niemandt zureden, auch so bald er sprechen würde, wolauff, sie alle zugleich an den Mantel greiffen solten, würden sie augenblicklich widerumb darvon wischen. Wie nun der Hertzog von Beyern mit jhnen redet, vnd sie jme kein Antwort gaben, reichet man jhnen doch vnter dessen das Handwasser, vnnd dieweil da der eine Grase wider das Gebott D. Fausti thun wil, hebt D. Faustus anzuschreyen, Wolauff, bald wischen die zwen Grafen vnd D. Faustus, so sich an den Mantel gehalten, darvon, der dritt aber, so sich versäumet, wurde auffgefangen, vnd in ein Gefängnuß geworffen. Die andern zween Graffen kamen also vmb Mitternacht widervmb gen Wittemberg, die sich vbel gehuben, wegen jhres andern Vettern, darauff sie D. Faustus vertröstete, jhne auff Morgen frühe zuerledigen. Nun war der gefangene Graf höchlich erschrocken vnnd betrübt daß er also verlassen seyn solte, vnd darzu in verhafftung geschlossen, vnnd mit Hütern verwahrt, da wurde er befragt, was das für ein Gesicht gewest, vnnd wer die andern drey weren, so verschwunden seyen. Der Grase gedacht, verrahte ich sie, so wirdt es einen bösen Außgang gewinnen. Gabe derohalben niemandt kein Antwort, also, daß man diesen Tag nichts auß jme bringen kondte, vnd ward jm letzlich der Bescheid, daß man jn Morgen peinlich fragen, vnd wol zu Red bringen wölle. Der Graff gedachte, vielleicht mich D. Faustus heut noch nit erledigt, vnd ich Morgen gepeinigt vnd gestreckt werden solte, muß ich nothalben mit der Sprach herauß, Getröstet sich doch jmmerdar, seine Gesellen würden bey D. Fausto starck vmb sein Erledigung anhalten, wie auch geschahe. Dann ehe der Tag anbrach, war D. Faustus schon bey jhme, verzauberte die Wächter dermassen, daß sie in einen harten Schlaff fielen. Darnach thete er mit seiner Kunst Thür vnnd Schlösser auff, brachte also den Grafen zeitlich gen Wittenberg, da dann dem D. Fausto ein stattliche Verehrung presentiert wurde.[82]

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 80-83.
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