Achte Szene

[247] Schalanter, Martin. – Es treten auf von rechts, allen voran: Stötzl, der die Ziehharmonika spielt, hinter ihm Katscher. – Beide halbreife Bürschchen. – Letzterer führt Josepha am Arme, zuletzt Barbara an der Seite Sedlbergers, eines verlebten jungen Menschen, der eine Gitarre an einem breiten Bande umhängen hat. – Die Musik verstummt nach ihrem Auftreten.


BARBARA. Na, da treffn mer s' endlich. Is das a Weg bis da herauf!

STÖTZL UND KATSCHER. Ergebener Diener, Herr von Schalanter!

SCHALANTER. Guten Tag!


Sedlberger hat nur stumm gegrüßt.


JOSEPHA tritt zu Martin. Grüß dich Gott, Martin.

STÖTZL indem er Katscher die Harmonika aufdrängen will. Hernach spiel du, ich will a amal d' Fräuln Pepi am Arm führn.

KATSCHER. Fallt mer ein! Wirst ja zahlt!

JOSEPHA auf Martins Uniformkragen zeigend. No, noch nix da? Kein Sterndl?

MARTIN. Laß's gut sein, ich bring's im Awanschman doch nie so weit wie du in der Degradation!

SCHALANTER. Na, na, nur nit streiten. Kinder, nur kein Streit heut. Zu Barbara. Waberl, just hab ich a Gschäft gmacht, 'n Stolzenthaler hab ich ein Floh ins Ohr gsetzt,[247] schon a ganzs Flöhtheater; morgen hol ich mir 's Geld für dö Produktion – und heut abend habn wir wo ein einsamen Spatzen sitzen, mit dem's a Hetz gibt. 's Volk lebt! Vorwärts, daß wir kein Zeit verliern! Hollo!


Der Marsch wird wieder gespielt, und indem sich alle zum Abgeben in Bewegung setzen, fällt der Zwischenvorhang.


Verwandlung

Ein Eckzimmer im Stolzenthalerschen Landhause. In der Wand rückwärts zwei Fenster, ebenso in der linksseitigen; die rechtsseitige hat zwei Türen. Zwischen den Fenstern an der linken Seite hängt ein Spiegel über einem Trumeaukasten. Vorne in der Ecke links steht eine Wiege und Mitte der Bühne – jedoch mit Spielraum davor – ein Tisch, auf diesem liegen etliche Zeitungen und daneben ein aufgeklapptes Taschenmesser.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 247-248.
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