[275] Profoß Atzwanger, Martin, dann Eduard.
ATZWANGER steht unter der Türe. Die Alten dürfen net hrein?
MARTIN sitzt auf der Pritsche, beide Arme auf die Knie, den Kopf in die Hände gestützt. Er schüttelt den Kopf.
ATZWANGER. Solln s' draußt bleibn? Er tritt zurück.
EDUARD erscheint unter der Türe und zeigt Atzwanger einen Zettel.[275]
ATZWANGER. Ich bitt nur einztreten, Hochwürden!
Läßt Eduard eintreten und geht, hinter sich die Türe schließend, ab.
MARTIN geht Eduard entgegen. Ah, du bist's, Eduard? Das ist schön, daß du kommst!
EDUARD. Ich finde dich gefaßt.
MARTIN. Ich nimm mich halt zsamm. Es gschieht mir ja recht – und es is jedenfalls gscheiter, wie noch länger als Auswürfling unter dö Menschen herumlaufen. Ich komm mir vor wie a wilds Tier, das nachträglich zu einer menschlichen Bsinnung kommen is. – Er sieht nach der Türe. Es ist schon spät, gelt ja?
EDUARD ausweichend. Es ist nicht spät. – Wolltest du etwas von mir? Kann ich vielleicht etwas für dich tun?
MARTIN. Nein! Sehn wollt ich dich noch einmal. Sagn wollt ich dir, daß du mir der liebste von meine Spielkameraden warst, wann wir gleich die spätern Jahr immer weiter auseinanderkommen sein. Du warst mir der liebste und unliebste, denn du warst mir immer voraus, dir war ich allweil neidig, ich weiß a seit kurzem, auf was. Auf dein ruhigs, anständigs Elternhaus. Wie du jetzt vor mir stehst, denk ich zruck an die Zeiten, dö glücklichen Täg – wo mer noch von nix gwußt hat. – Es hätt ganz anders werdn können.
EDUARD. Du mußt nicht zurückdenken.
MARTIN. Net zruck, Eduard, wohin denn? Vorauf liegt ja nichts. Sieht wieder nach der Türe. Es wird immer später.
EDUARD. Du erwartest jemand?
MARTIN. Weißt, was muß der Mensch doch haben, an das er sich halten kann in schwerer Stund, a der schlechteste! Ein Herz, auf das er zähln kann, das's zutiefst ehrlich mit ihm meint, und wann er ihm a allweil nur weh tan hat. Ich ging mich hart, recht hart, von da.
EDUARD. Sage nur, wer, Martin. Es ist wohl noch Zeit, daß man ...[276]
MARTIN. Hinschickt? Nein! Sie muß von selber kommen. Erbarmen hast ja auch du mit mir, aber sie – sie hat mich immer gern ghabt, und a Lieb, a Lieb möcht ich noch sehn, bevor ich von der Welt geh.
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