Fünfte Szene


[113] Dusterer und Grillhofer.


DUSTERER. Ob ich mir's net denkt hab, Grillhofer! Ich hab mer's aber denkt! Wie s' vermeinen, es gibt bei dir was z' holen, so kommen dir Leut ins Haus grennt, mit denen dein Lebtag nix hast z' tun habn wölln!

GRILLHOFER. No, sucht halt jeds af der Welt sein Vorteil. Kummen s', sein s' da, gibt's nix, gehen s' wieder! Beirrt mich net und kann dir wohl a gleich sein.

DUSTERER. Wann d' a so denkst, freilich wohl. – Dein Weib, mein Schwester, hat eh amal gsagt – wart a weng – wie war denn dös? Daß ich's net nur beispielmäßig, sundern Wartl für Wartl fürbring, wie's gwesen is! Ja, ja, fallt mer schon ein. Dein Weib hat eh a amal gsagt: Nikodemi, hat s' gsagt, aufn Mathis schau mir und weis mer 'n fein nachi in Himmel. Bringt dir wohl a ein Lohn, denn nach dem, wie der Mathis sich an mir versündigt hat – jo – wie er mir weh tan hat, war's net schön, wann er net das Seine bei unserer Famili lasset!

GRTLLHOFER hatte den Kopf in beide Hände gestützt,[113] blickt jetzt auf. Dös hätt mei Weib zu dir gsagt? Hat dich do nie gut leiden mögn. Schau, Dusterer, du bist ja hitzt eh am Ziel, was bringst denn solchene Sachen für? Kam ich dir af a Lug, möcht's dich reun.

DUSTERER. No, wirst doch net meinen – Schwoger – wirst doch net meinen? ...

GRILLHOFER. So hat mein Weib nie gredt.

DUSTERER. Aber, Schwoger, glaub mir ... – no, soll sie's nöt gsagt habn – du bist krank, ich will net streiten mit dir.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 113-114.
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