Neununddreissigster Gesang

[210] 1.

Nichts kann dem Leiden Rogers sich vergleichen

Und grausam und erschrecklich ist's fürwahr;

Seele wie Leib schmerzt von des Schicksals Streichen:

Daß Tod ihn bald ereilen muß, ist klar,

Ob ihn Rinald – sollt' er an Kraft ihm weichen –

Oder die Braut leg' auf die Totenbahr'.

Sie haßt ihn, muß er Tod dem Bruder geben,

Und ihre Liebe ist ihm mehr als Leben.


2.

Rinald ist von Bedenken nicht umfangen,

So daß er trutzig seine Keule schwingt,

Bemüht, für sich den Sieg hier zu erlangen,

Ob Arm und Kopf zu treffen ihm gelingt.

Roger ist rasch ihm aus dem Weg gegangen,

Pariert und schlägt und windet sich und springt.

Und haut er, ist's nach einem Ort gerade,

Wo wenig nur ein Hieb dem Gegner schade.


3.

Recht ungleich will schon jetzt der Streit erscheinen

Den meisten Herren aus dem Heidenland:

Roger deucht lässig, langsam all den Seinen;

Gar unsanft zaust ihn seines Gegners Hand.

Es seufzt und schnaubt und bebt an Arm' und Beinen,

Verblüfft den Angriff schauend, Agramant;

Sobrin, den Alten, schilt der Aufgebrachte,

Weil dessen Rat das Unheil ja entfachte.
[211]

4.

Indessen hat Melissa (auf der Erde

Ist sie der Zauberweisheit reinster Quell),

Damit sie Algiers König ähnlich werde,

Die Form vertauscht und weiblich Aussehn schnell:

Sie gleicht ihm an Gesicht und an Gebärde

Und kommt bekleidet mit dem Drachenfell,

Bei dem man Schild und Schwert auch sehen konnte:

Nichts fehlt am Waffenkleid des Rodomonte.


5.

Sie spornt den Teufel zum betrübten Sohne

Trojans in der Gestalt von einem Pferd;

Die Stirn gerunzelt und mit lautem Tone

Sprach sie zu ihm: »Herr, das ist ganz verkehrt,

Daß gegen ihn, der Gallierhelden Krone,

Ihr unerfahrnem Knaben gabt das Schwert,

In einem Fall, wie wir doch hier ihn sehen,

Wenn auf dem Spiele Reich und Ehre stehen.


6.

Der Zweikampf dort, gleich werd' er unterbrochen,

Weil er ja Schaden nur und Unheil schafft!

Fall' es auf Rodomont, wenn hier gebrochen

Der Eid wird, und Verpflichtung fortgerafft!

Erprobt die Schwerter auf den Christenknochen!

Durch mich verhundertfacht ist eure Kraft!«

So mächtig wirkt auf Agramant die Rede;

Ohne zu denken, stürmt er vor zur Fehde.


7.

Der Glaube, Rodomont sei bei den Heeren,

Läßt ihn mißachten gänzlich den Vertrag;

Wenn tausend Ritter jetzt gekommen wären,

Er schätzte es so hoch nicht diesen Tag.

Plötzlich von Rossen und gesenkten Speeren

Hier, dort bedeckt die weite Stätte lag.

Melissa, die das Gaukelwerk erfunden,

Ist, seit der Kampf im vollen Gang, verschwunden.
[212]

8.

Die beiden Kämpen, die gestört sich sehen

Entgegen dem Vertrag und heil'gem Eid,

Nicht weiter feindlich aufeinander gehen;

Sie lassen jede Schädigung beiseit,

Verpflichten sich, dem Streite fern zu stehen,

Bis daß zu sehn in voller Deutlichkeit,

Wer also Recht und Redlichkeit verkannte,

Ob Karl der Greis, ob Jüngling Agramante.


9.

Und sie versprechen sich aufs neue, weiter

Dem feind zu sein, der so der Treue bar.

Kopfüber geht's, sei's Fußvolk oder Reiter:

Der beut die Brust und der den Rücken dar.

Wer ein beherzter, wer ein feiger Streiter,

Das wird hier durch die gleiche Handlung klar:

Zu laufen ist bedacht der ganze Haufen,

Nur daß die vorwärts, jene rückwärts laufen.


10.

Der Windhund, der ringsum von dannen springen

Und überall sich regen sieht das Wild

Und doch der Koppel nicht sich kann entringen,

Zu jagen mit den Rüden im Gefild

(Man meint, es woll' ihn zur Verzweiflung bringen),

Er martert sich und zerrt und winselt wild: –

So fühlten Grimm und Zorn im Herzen drinnen

An diesem Tag die beiden Kriegerinnen.


11.

Sie sahn bis jetzt so lockend sich entfalten

Die reiche Beute dort auf weitem Plan

Und wurden durch den Schwur zurückgehalten

Und durften nicht mit Rächerhänden nahn.

Sie konnten sich der Seufzer nicht enthalten

Und schauten trüb auf die versperrte Bahn.

Nun, da man bricht, was heilig war geschworen,

Da stürzen sie frohlockend auf die Mohren.
[213]

12.

Dem ersten, den Marfisa kann erjagen,

Fährt durch die Brust ihr Speer zwei Ellen lang,

Worauf dann flink – so flink kann ich's nicht sagen

Vieren durch sie der Helm wie Glas zersprang.

Nicht minder viele Bradamant erlagen,

Doch anders ihres Goldspeers Weise klang:

Zweimal so viele warf sie wohl vom Pferde,

Doch lebend lag ein jeder auf der Erde.


13.

Wie sie, so nah gesellt, all dies vollbrachten,

Sah eine stets der andern Ruhmestat.

Dann gingen sie getrennt ans Mohrenschlachten,

Wie sie der Zorn, der Zufall führte grad.

Wer zählt, wie viele die Verbeugung machten,

War ihnen jener goldne Speer genaht?

Und wie geköpft, zerspalten mancher Heide

Sank von des Schwertes mörderischer Schneide?


14.

So wie im Lenz bei sanfter Lüfte Weben,

Wenn grüne Schultern zeigt der Apennin,

Zwei trübe Ströme nach dem Tale streben,

Beim Fallen dann verschiedne Straße ziehn

Und Baum und Fels vom hohen Ufer heben

Und, was auf Feldern von der Saat erschien,

Fortreißen, grad als gelt' es eine Wette,

Wer größern Schaden bringe jener Stätte –


15.

Also – getrennt – vernichtend niederfahren

Die Heldenjungfraun auf das Mohrenheer,

Ein Blutbad wirkend unter den Barbaren,

Die mit dem Schwerte, jene mit dem Speer.

Herr Agramant hält kaum noch seine Scharen

Beim Banner, und die Flucht bedroht ihn schwer:

Wohin er blicken, wen er fragen konnte –

Niemand berichtet ihm von Rodomonte.
[214]

16.

Er brach den Eid doch (wähnt' er) seinetwegen,

Den feierlich zum Himmel er gesandt,

Zum Zeugnis alle Götter zu bewegen –

Nun hat er plötzlich sich davongewandt.

Sobrin auch fehlt. Er ritt der Stadt entgegen;

Unschuldig hat er sich zuvor bekannt,

Gewiß, daß ob des Treubruchs schwere Rache

Für Agramant noch diesen Tag erwache.


17.

Marsil auch ist am Platz nicht mehr zu schauen:

Er floh zur Stadt, von frommer Furcht beschwert.

Kaum kann sich Agramant nun noch getrauen,

Daß er den Weg dem Heere Karls verwehrt

Aus Deutschland, England und Italiens Auen

Mit lauter Kriegern von erprobtem Wert,

Aus denen sich die Paladine heben

Wie Edelstein aus reichen Goldgeweben,


18.

Und mit den Pairs; kühn wie nur einer ragte

Manch hoher Held noch aus der Krieger Schar:

Guido der wilde so, der unverzagte,

Von Oliver das tapfre Söhnepaar.

Ich sage nicht, weil ich's schon vielmal sagte,

Wie stark Marfis' und Bradamante war.

Sie töteten so viele Sarazenen –

Kein Ende gäb' es, keine Zahl von denen.


19.

Doch laß ich diesen Kampf nun eine Weile,

Und ohne Schiff mach' ich durchs Meer die Fahrt.

Mit Frankreich hat es nicht so große Eile,

Daß mir die Sorg' um Astolf bleib' erspart.

Wie Sankt Johannes' Huld ihm ward zuteile,

Erzählt' ich; auch – so mein' ich – wie, geschart

Um Branzard und den Herrn von Algazere,

Auf ihn sich wandten jene Mohrenheere.
[215]

20.

Was nur das Land an Mannschaft mocht' enthalten,

Das reihte sich in Scharen allzumal,

Die starken Jungen wie die schwachen Alten;

Fast trugen auch sogar die Frauen Stahl.

Denn Agramant, die Rache festzuhalten,

Hatt' Afrika geleert zum zweitenmal.

Es gab nur wenig, die geblieben waren:

So bildeten sich feige, schlechte Scharen.


21.

Bald zeigte sich's: sie stoben in die Weite,

Als sie von ferne sahn der Feinde Heer.

Astolf und seine Leute, kriegsbereite,

Trieben sie gleichwie Schafe vor sich her,

Wobei er eine Schar dem Tode weihte.

Nicht viele kamen nach Biserta mehr.

Herr Buzifar, der Feldherr, ward gefangen;

Herr Branzard konnte in die Stadt gelangen.


22.

Weit mehr als was verloren ging soeben

Schmerzt der Verlust des tapfern Buzifar.

Groß ist Biserta; Wälle galt's erheben,

Was ohne Buzifar nicht möglich war.

Gern möcht' er einen andern für ihn geben.

Wie er sich quält und denkt, da wird ihm klar:

Er kann durch Dudo ihn zurückerlangen,

Den er ja Monde lang schon hält gefangen.


23.

Er fiel dem Sarzafürsten in die Hände

Zu Monaco beim ersten Übergang.

Seitdem erlitt Gefangenschaft ohn' Ende

Dudo (der dänischem Geschlecht entsprang).

Daß Buzifar für ihn die Freiheit fände,

Schickt Branzard Boten, weil es ihm gelang,

Durch zuverläss'gen Späher zu erfahren,

Astolf sei Führer jener Christenscharen.
[216]

24.

Willkommen müss' ihm sein, den Paladinen

– Er selbst ein Paladin! – zu helfen fort.

So hat der Fall dem Herzog auch geschienen:

Er nimmt den König Branzard rasch beim Wort.

Dudo, befreit, will sich die Huld verdienen:

Voll Dankbarkeit beeilt er sich sofort

Mit Astolf alles Nötige beim Streiten

Zu Wasser und zu Land vorzubereiten.


25.

Da sich um Astolf viele Krieger finden

(Erliegen müßten sieben Afrika),

Will seinem Kopf die Mahnung nicht entschwinden

Des heil'gen Manns, durch den der Zug geschah:

Er solle Aiguesmortes dem Mohr entwinden

Und, was am Strand ihn noch als Herren sah –:

So wählt' er die nun aus vom ganzen Heere,

Die ihm als brauchbar galten auf dem Meere,


26.

Worauf er Laub in beide Hände drückte,

So viel sie faßten, wie er's ringsumher

Von Palmen, Lorbeern und Oliven pflückte

Und Zedern, trug dann alles hin ins Meer –:

O Seelen, lieb dem Himmel, hochbeglückte!

O Huld (Gott zeigt sie so der Welt nicht mehr)!

O hohes Wunder! Welche Formen nahmen

Die Blätter dort, als sie ins Wasser kamen!


27.

Sie wuchsen rasch, nachdem sie niedergingen,

Und wurden lang und dick, gekrümmt, gerad;

Die Adern, die sich durch die Blätter schlingen,

Sind Planken und Gebälk im Wasserbad;

Und durch die Flut, vorn spitzig bleibend, schwingen

Sich plötzlich Schiffe hin den feuchten Pfad,

Verschiedenartig und so viel im ganzen,

Wie Blätter waren mannigfalt'ger Pflanzen!
[217]

28.

Ein Wunder ist's, wie aus dem Laub entsprießen

Galeeren, Kutter, Schifflein allerlei;

Wie Tau und Segel aneinander schießen,

Ruder und was man sonst noch braucht dabei.

Auch Leute fand er, die sie schwimmen ließen,

Mit Kunst gelenkt, wie schlimm der Sturm auch sei;

Das nahe Korsika, Sardinien boten

Matrosen, Steuermänner und Piloten.


29.

Man zählt das ganze Schiffervolk am Strande:

Und sechsundzwanzigtausend ziehen fort.

Erfahren auf der See wie auf dem Lande,

Gebeut der weise Dudo hier an Bord.

Die Flotte liegt noch still am Uferrande

Und harrt auf beßre Gunst des Windes dort,

Da naht ein feindlich Fahrzeug den Gestaden,

Und mit gefangnen Kriegern ist's beladen,


30.

Die alle bei dem Unglücksbrücklein waren,

Wo auf so knappem Raum der Kampf geschah;

Nur Rodomonte bracht' er nicht Gefahren:

Genug von diesem Falle sprach ich ja.

Des Grafen Schwager war noch mitgefahren,

Auch Brandimart und Samsonet sind da;

Italer auch, Gascogner, Deutsche kamen

Im Schiff, – ersparen kann ich mir die Namen.


31.

Der Schiffer, der noch nicht den Feind am Orte

Gesehen hat, fährt mit dem Fahrzeug ein;

Weit hinter ihm liegt Algier mit dem Porte,

Wo er zuerst vor Anker wollte sein:

Es blies ein Wind von neckisch arger Sorte

Ganz übermaßen mächtig hinterdrein;

So hofft' er heimzufliegen zu den Seinen,

Wie Prognis zum geschwätz'gen Nest der Kleinen.
[218]

32.

Doch als des Kaisers Banner vor ihm wehen,

Die Lilien, der Pardel und der Aar –

Bleich vor Entsetzen will er schier vergehen

Wie einer, der – die Füße nackt und bar –

Trat auf die gift'ge Natter unversehen,

Die unterm Waldgras eingeschlafen war;

Er flieht, weil Schreck und Graus ihn übermannen,

Vor Gift und Wut der Schlafenden von dannen.


33.

Allein der Schiffer konnte nicht entspringen

Noch niederhalten die Gefangnen drin,

Mit Oliver und Brandimart: sie gingen

Mit Samsonet und vielen noch dahin,

Wo Astolf und Herr Dudo sie empfingen,

Willkommen spendend mit erfreutem Sinn.

Ihm ward zum Lohn, daß er sie hergeleitet,

Bald auf der Ruderbank ein Platz bereitet.


34.

Die Ritter sahn bei König Ottos Sprossen

Sich, wie ich das schon sagte, hoch geehrt,

Im Herrenzelte ward das Mahl genossen;

Sie wurden ausgestattet und bewehrt.

Auch ein paar Tage weiter noch verflossen,

Bis Dudo fuhr: ihm war nicht minder wert,

Sich hier mit solchen Herren zu besprechen,

Als etwas früher in die See zu stechen.


35.

Und was des Kaisers und des Reiches Lage

In diesen Zeiten sei, erfährt er jetzt,

Und wo er sicher seine Landung wage,

Und wie dem Feinde werde zugesetzt.

Derweil man Auskunft gibt auf seine Frage,

Ein Lärm – noch wachsend stets – das Ohr verletzt;

Dazu von Waffen ein Geklirr und Krachen,

Daß alle sich Gedanken drüber machen.
[219]

36.

Der Herzog und die adligen Genossen,

Die im Gespräche hier beisammen sind,

Sitzen, im Nu bewaffnet, auf den Rossen

Und reiten auf das Schreien zu geschwind,

Und folgen dem Getümmel unverdrossen,

Bis sich die Schar auf einem Platz befind't,

Wo einem ganzen Lager sich entgegen,

Allein und nackt, ein Kämpe stellt verwegen.


37.

Und in der Faust, da schwang er einen Stecken,

Der war so wuchtig, stark und hart und groß,

Daß man ihn jedesmal zu Boden strecken

Sah einen Mann, und nicht verwundet bloß.

Tot lagen dort schon mehr als hundert Recken.

Nicht in der Näh' mehr ging man auf ihn los,

Nein, schoß von ferne Pfeile nur vom Bogen,

Derweil dem Prügel alle sich entzogen.


38.

Die Angekommnen, Astolf, Dudo waren

– Nicht minder Brandimart und Oliver –

Voll Staunen ob der Kraft, der wunderbaren,

Des Manns im Kampf mit einem ganzen Heer,

Als sie ein Fräulein in der Näh' gewahren,

In schwarzem Kleid; und eilig sprengt sie her –

Zu Brandimart und küßt ihn auf die Wangen

Und hält ihn mit den Armen lang umfangen.


39.

's ist Flordelis, in treuen Liebesgluten

Für ihren teuren Helden Brandimart;

Als sie beim Brückensteg verlor den Guten,

Es schmerzte sie, daß sie fast rasend ward.

Aufklärung gab der Mohr, und durch die Fluten

Des blauen Meeres ging die weite Fahrt,

Nachdem sie hörte, daß er fortgeschafft sei

Und mit noch vielen Rittern dort in Haft sei.
[220]

40.

Als von Marseille sie auszufahren dachte,

Erschien ein Fahrzeug aus dem Morgenland,

Das dorthin einen alten Ritter brachte,

Als Boten von dem Hof des Monodant,

Der als ein Suchender die Reise machte,

Nach Brandimart, zu Wasser und zu Land,

Weil ihm die Kunde ward auf seinen Wegen,

Im Frankenreiche find' er wohl den Degen.


41.

Berdin war's, der die Dame gleich erkannte,

Derselbe, der einst zu des Königs Gram

Den kleinen Brandimart ihm einst entwandte

Und zur Erziehung nach der Waldburg nahm.

Und als er Anlaß seiner Reise nannte,

Bestimmte sie, daß er zum Schiffe kam,

Erzählend, wie es Brandimart ergangen:

Er weil' in Afrika und sei gefangen.


42.

Gelandet, hörten sie die Neuigkeiten,

Daß Herzog Astolf vor Biserta lag.

Auch hieß es, Brandimart mög' ihn begleiten,

Doch Sichres wußte niemand diesen Tag.

Nun zeigt sie, als sie ihn erblickt vom weiten,

Den höchsten Jubel, den es geben mag,

Und um so größern, als ja überstanden

Und abgetan die Leiden all sich fanden.


43.

Nicht minder Wonne fühlt der edle Gatte

Beim Anblick der Geliebten treu und gut,

Des Höchsten, das für ihn die Erde hatte:

Er herzt und drückt und küßt sie frohgemut,

Küßt, ohne daß die Lippe nur ermatte

Und daß erkalte seines Feuers Glut,

Als seine Augen Herrn Berdin erschauten;

Herangekommen war er mit der Trauten.
[221]

44.

Die Hände streckt' er aus, wollt' ihn umfangen

Liebreich und fragen: Sprich, was führt dich her?

Doch ließen's jene nicht dazu gelangen,

Die durcheinanderflohen kreuz und quer

Vorm Stecken, den des Nackten Fäuste schwangen,

Den Weg ihm bahnend durch das ganze Heer.

Als ihn die Blicke Flordelisas trafen,

Sprach sie zu Brandimart: »Sieh dort den Grafen!«


45.

Astolf erkannte Roland gleicherweise,

Mit Namen hat er ihn sofort genannt

(Ihm gaben in dem Paradies die Greise,

Die heiligen, ein Zeichen an die Hand),

Sonst hätte keiner aus dem Ritterkreise

Den edlen Herrn in diesem Narrn erkannt.

Das Menschliche war durch den Wahn gewichen:

Verwahrlost, einem Tier die Züge glichen.


46.

Und tiefes Mitleid will zum Auge steigen

Des guten Herzogs; Tränen ruft es wach –

»Graf Roland ist's!« mit trübem Kopfesneigen

Zu Oliver und Dudo leis er sprach,

Und sieh, die wohlbekannten Züge zeigen

Sich den gespannten Blicken nach und nach.

Den Armen also jammervoll zu schauen,

Erfüllt sie mit Erbarmen und mit Grauen.


47.

Und weinend stehn die Herrn zum großem Teile;

Er jammert sie so sehr, ihr Schmerz ist groß.

Der heil'ge Astolf sprach: »Daß man ihn heile,

Das frommt wohl besser, statt zu klagen bloß.«

Und aus dem Sattel schwang er sich in Eile,

Und auch die andern machten rasch sich los,

Um auf des Kaisers Neffen einzudringen

Zusammen, ob sie wohl den Armen fingen.
[222]

48.

Verzweifelt schwingt der Tolle seinen Stecken,

Als er bemerkt, daß ihn die Schar umkreist:

Herrn Dudo, der sich mit dem Schild zu decken

Und durch den Ring zu dringen sich befleißt,

Läßt er die schwere Wucht des Knüttels schmecken:

Brach nicht das Schwert Herrn Olivers zumeist

Des Schlages Kraft, zerschmetterte der Wilde

So Helm wie Haupt und Körper samt dem Schilde.


49.

So brach der Schild nur: auf dem Helme krachte

Es mächtig –: hin sank Dudo auf den Grund,

Als Samsonet der guten Wehr gedachte:

Er traf mit solcher Kraft den Stock jetzund,

Daß er ihn um zwei Ellen kürzer machte,

Worauf die Arme Brandimarts (er stund

Dahinter) fest des Grafen Hüft' umwanden,

Und Astolf hielt des Tollen Bein' in Banden.


50.

Da reckt' sich Roland – und ein Dutzend Schritte

Fliegt Astolf weit, wonach er niederfällt,

Derweilen Brandimart des Narren Mitte,

So stark er es vermag, umschlungen hält.

So nah kommt Oliver mit kühnem Tritte,

Daß er gar bösen Schlag der Faust erhält:

Man sieht ihn totenbleich zu Boden schießen,

Und Ströme Bluts aus Nas' und Augen fließen.


51.

Und war der Helm nicht gar so auserlesen,

So tötete den guten Ritter dies;

Er fiel, als sei die Seele schon gewesen

Auf halbem Wege nach dem Paradies.

Astolf und Dudo stehen auf, genesen

(Die Beule nur Herrn Dudo nicht verließ):

Mit Samsonet, dem jener Streich gelungen,

Sind alle jetzt auf Roland eingedrungen.
[223]

52.

Von hinten hält ihn Dudo fest umwunden

Und streckt den Fuß, um ihn zu fällen, vor.

Die andern haben ihm den Arm gebunden,

Und doch bezwingt ihn nicht der ganze Chor.

Wer sah gehetzten Stier? Ihm wird von Hunden,

Die an ihm hangen, arg zerfleischt das Ohr –

Er läuft und brüllt und muß sie mit sich schleifen,

Und nie gelingt es ihm, sie abzustreifen. –


53.

Denkt Roland Euch mit solchen Stiers Gebärde,

Wie er die Krieger schleppte miteinand!

Indes hob Oliver sich von der Erde,

Wo ihn der Faustschlag hatte hingebannt:

Er sah, daß schwerlich so gelingen werde,

Was Astolf plante, und er sann und fand,

Damit der tolle Graf zu Boden fiele,

Ein ander Mittel: – dieses führt zum Ziele.


54.

Er hieß ihm eine Reihe Stricke bringen,

Und lose Schlingen bracht' er eiligst an;

Die ließ er über Arm' und Beine schwingen

Des armen Grafen und den Leib sodann.

Die Enden, die nach vielen Seiten gingen,

Gab er zu halten dem und jenem Mann.

So wie der Hufschmied Rinder oder Pferde,

So ziehen sie Graf Roland auf die Erde.


55.

Sie stürzen vor, sobald er liegt, und binden

Mit starken Fesseln Fuß und Hand ihm fest.

Er sträubt sich, sucht dem Zwang sich zu entwinden,

Dem er die ganze Kraft entgegenpreßt.

Nun gilt's, die rechte Heilung ihm zu finden,

Weshalb ihn Astolf weiterbringen läßt:

Der große Dudo, der ihn aufgeladen,

Trägt ihn zum Sand hin an des Meers Gestaden.
[224]

56.

Man wäscht ihn siebenmal dort in den Wogen

Und taucht ihn siebenmal bis auf den Grund.

Der Rost und Schimmel, die ihm ganz umzogen

Gesicht und Glieder, lösen sich jetzund.

Mit Kräutern, auserlesen, wohlerwogen,

Stopft man, als er nun schnaubt und speit, den Mund,

Daß er durch diesen nicht den Atem blase:

Nicht durch die Lippen, sondern durch die Nase.


57.

Das Fläschlein, drin des Helden Geist enthalten,

War noch in Astolfs Händen unversehrt.

Dies wird ihm an die Nase jetzt gehalten,

Daß er's beim Atemholen gänzlich leert:

Im Augenblick – ein Wunder scheint zu walten –

Ist der Verstand – wie einst – zurückgekehrt,

Und, was er spricht, zeigt seinen Kopf genesen,

Ja, heller, leuchtender, als er gewesen.


58.

Wie einer, der aus wirrem Traum erwachte

(Darin er Ungetüm' und Fratzen sah,

Wie niemals wirklich noch Natur sie machte,

Und Wunderliches durch ihn selbst geschah),

Noch staunt, ob auch der Morgen Klarheit brachte

Und er bei Sinnen und kein Trug mehr nah,

So hat sich Roland noch betäubt gefunden,

Nachdem schon Wahn und Trübung ihm geschwunden.


59.

Den Bruder Aldas, Brandimart den Streiter,

Der den Verstand ihm brachte, sieht er an

Und denkt und denkt, allein kein Wort dem leiht er;

Er weiß nicht, wie er hergeriet und wann.

Er blickt umher, erst näher und dann weiter,

Weil er die Sache nicht verstehen kann –

Und ist verblüfft, sich also nackt zu sehen,

Gebunden von den Schultern zu den Zehen.
[225]

60.

Dann sprach er, wie Silen, als sie mit Stricken

Ihn fest umschnürten in der Höhle Grund:

»Solvite me«, und mit so heitern Blicken

Und Mienen so verständig und gesund,

Daß sie ihn lösen und mit Trost erquicken:

Nicht trauern mög' er, sagen sie, jetzund

Ob jenes bösen Wahns, der ihn befallen;

Man bracht' ihm Kleider dann von ihnen allen.


61.

Roland, nun hergestellt und männlich, weise

– Wohl gar in höherm Grad noch als zuvor –,

War auch erlöst aus Amors Zauberkreise:

Die Schöne, die sein Herz sich einst erkor,

Die er geliebt, geehrt in solcher Weise –

Sie kam ihm niedrig und verächtlich vor,

Und all sein Streben war und all sein Sinnen,

Was Liebe raubte, wiederzugewinnen.


62.

Berdin indes erzählte Brandimarte:

Gestorben war der Vater Monodant,

So daß die Heimat seines Zepters harrte,

Und zwar als Erster Bruder Ziliant.

Im Meer das Inselreich, so sagt er, warte,

Dazu das Volk im fernsten Morgenland.

An Reichtum, Völkerzahl und Schönheit gleiche

Kein andres auf der Erde diesem Reiche.


63.

Und wie sie reden, wird von ihm erhoben

Der lieben Heimat hohe Süßigkeit.

Versteh' er sich dazu, sie zu erproben,

Werd' er das Schweifen hassen allezeit.

Doch Brandimart hat Zusag' aufgeschoben:

Sein Dienst sei Karl und Roland jetzt geweiht;

Bis er an sich zu denken Anlaß fände,

Sobald genaht des großen Krieges Ende.
[226]

64.

Tags drauf geschieht es, daß mit Holgers Sprossen

Die Flotte hin nach der Provence fährt,

Derweil der Graf beim Herzog unverdrossen

Über den Stand des Krieges sich belehrt.

Biserta hat er gänzlich eingeschlossen,

Auf Astolf aber stets den Ruhm gekehrt

Des ganzen Siegs, wiewohl der Herzog eben

Nur tat, was Roland an die Hand gegeben.


65.

In welcher Schlachtreih', welchem Sturm erklommen

Biserta ward, auf welcher Seite, wann,

Und wie's beim ersten Kampfe ward genommen

Und welchen Anteil Roland hatte dran, –

Ich geh' nicht weit und werde wiederkommen –

Beiseite lass' ich's, stoßt Euch nicht daran!

Inzwischen mag zu hören Euch behagen,

Wie Karl die Mohrenheere weiß zu jagen.


66.

Verlassen in den äußersten Gefahren

Des Kriegs war Agramant und fast allein:

Es gingen in die Stadt mit vielen Scharen

Marsilius und Sobrin; ins Schiff hinein

Zog mancher sich zurück, nach Haus zu fahren,

Aus Furcht, zu Land nicht sicher mehr zu sein,

Und Führer viel und Ritter von den Mohren

Hatten dies Beispiel auch für sich erkoren.


67.

Doch Agramant steht noch dem Feind entgegen,

Und als er schließlich sieht, es geht nicht mehr,

Da kehrt er um, und auf geraden Wegen

Zurück aufs nahe Tor hin reitet er,

Und Bradamant mit Sporen und mit Schlägen

Treibt Rabikan in Eile hinterher.

Sie trachtet ihm, weil er so oft im Leben

Ihr Roger nahm, nunmehr den Tod zu geben.
[227]

68.

Die Racheschuld des Vaters zu begleichen,

Wünscht auch Marfisa das; wie einen Pfeil

Jagt sie den Hengst dahin; an Sporn und Streichen

Merkt er es klar: die Kriegerin hat Eil'!

Doch war nicht Zeit, das Tor noch zu erreichen,

Um zu verhindern, daß zu seinem Heil

Der König in die ringsumschloßne Stätte

Eindringe und sich auf die Flotte rette.


69.

So wie zwei Pardelweibchen, die entsprangen

Von ihrer Koppel zu derselben Zeit,

Und denen Hirsch- und Rehjagd nicht gelangen

(Weil jenes Wild bereits in Sicherheit) –

Heimkehren und die Köpfe lassen hangen,

Gleichsam beschämt ob ihrer Säumigkeit:

Also mit Seufzen, da sie jenen Heiden

Gerettet fanden, kehrten heim die beiden.


70.

Doch blieben sie nicht müßig: ins Gedränge

Der Fliehnden hauen sie gewaltig ein,

Und aufzustehn vergessen eine Menge,

Die ihren Schwertstreich spürten in den Reihn.

Schlimm waren die Besiegten in der Enge:

Es half nur wenig, auf der Flucht zu sein.

Damit die Christen ihn entkommen ließen,

Hieß Agramant die Tore sämtlich schließen,


71.

Und auf dem Rhonestrom brach er die Brücken.

Ach, unglückselig Volk! Du giltst nicht mehr

Fürwahr, als Schafe gelten oder Kücken,

Schafft's dem Tyrannen einen Vorteil her! –

Der färbt den Grund mit Blut aus seinem Rücken

Und der ertrinkt im Fluß und der im Meer.

Nur wenig sind gefangen, – auf dem Felde,

Da liegen viel –: es fehlt am Lösegelde.
[228]

72.

Wieviel auf beiden Seiten hat in Scharen

Hinabgerissen grimmen Todes Hand

(Nicht gleich an Zahl, weil ja von den Barbaren,

Sei's durch Marfisa, sei's durch Bradamant

Mehr in die Nacht hinabgegangen waren),

Davon sind heut noch Spuren dort zu Land:

Bei Arles, wo Rhonewellen sacht verflauen,

Erblickt man viele Gräber auf den Auen.


73.

Der König sandt' indes die Kriegsgaleeren,

Die größern Schiffe, in das Meer hinaus;

Ein paar läßt er am Strand, die minder schweren;

So schickt er seine Flüchtigen nach Haus.

Er bleibt zwei Tage, weil die Winde wehren

(Auch nach Versprengten schaut er jetzt noch aus).

Am dritten Tag läßt er die Anker lichten,

Die Fahrt nach seinem Heimatland zu richten.


74.

Marsil, besorgt – er ist voll Angst und Grauen,

Sein Spanien zahl' am End' die Zeche dort,

Der finstre Sturm vernichte seine Auen

Und reiße alles zum Verderben fort –

Steigt in Valencia aus, und aufzubauen

Denkt er Kastell und Burg und festen Ort,

Und Krieg zu rüsten (doch in spätern Zeiten

Sollt' ihm dies alles nur den Sturz bereiten).


75.

Gen Afrika fährt Agramant; ihn tragen

Fast leere Schiffe, schlecht gerüstet all,

Fast ohne Volk, von Trauer voll und Klagen:

Dreiviertel kamen ja durch Karl zu Fall.

Stolz sei der König, grausam, dumm, sie sagen;

So daß – gewöhnlich ist es so der Fall –

Nur schlechter Wunsch ihm galt und böser Wille,

Verhielten sie sich gleich aus Furcht noch stille.
[229]

76.

Zwei oder drei wohl, enge Freunde eben,

Einander trauend, öffnen ihren Mund,

Um dem Verdruß, dem Ärger Luft zu geben;

Und Agramant, der arme, wähnt zur Stund'

Sich noch von Mitleid und von Lieb' umgeben.

Warum? – Noch niemals ward ihm andres kund

Als eitel Schmeichelei und Trug und Lüge:

Er sah nur falsche, nur verstellte Züge.


77.

So kam's, daß alle ihn entschlossen fanden,

Nicht einzulaufen in Bisertas Port;

Denn er vernahm bestimmt, die Nubier standen,

Den ganzen Uferstrand beherrschend, dort.

Er sei gewillt, mehr oberhalb zu landen,

Sagt er, wo besser, minder steil der Ort.

Geradenwegs dann wollt' er heimwärtsgehen,

Um dem bedrängten Volke beizustehen.


78.

Allein sein böser Stern ist nicht gewogen

Dem guten Plan, so klug und wohlbedacht;

Er läßt die Flotte, die emporgezogen

Ward aus dem Laub durch hohen Wunders Macht

Und jetzt nach Frankreich hin durchfurcht die Wogen,

Der seinigen begegnen in der Nacht,

Bei trübem Wetter, unter Nebelwehen,

Daß um so schlimmre Nöte ihm entstehen.


79.

Noch war dem Mohr nicht Nachricht zugegangen,

Es nahe sich ein solches Flottenheer:

Daß hundert Schiff' aus einem Busch entsprangen,

Wer's sagte, Glauben fänd' er nimmermehr.

So segelt er denn vorwärts ohne Bangen,

Man könne Trotz ihm bieten auf dem Meer.

Und in den Mastkorb schickt er keine Wachen,

Um, was sich zeige, schleunig kundzumachen,
[230]

80.

So daß Herr Dudo nun und seine Leute,

Bewaffnet wohl und voll von kühnem Mut

(Sie sahn die Schiffe schon am Abend heute

Und wandten sich nach ihnen auf der Flut),

Angriffen, eh man wußte, was da dräute;

Sie enterten und schlugen Brücken gut,

Als sie erkannt am Sprechen, daß Barbaren

Und ihre Feinde diese Segler waren.


81.

Beim Ansturm gleich, den ihre Schiffe machten

(Der Wind blies günstig hinter ihnen drein),

War manches Boot, das sie zum Sinken brachten;

So drangen sie mit voller Wucht herein.

Und als erst recht nun Hand und Kopf erwachten,

Da hat von Feuer, Eisen, Felsgestein

Ein solcher Sturm und Hagel sich ergossen,

Wie keiner auf die Meerflut noch geflossen.


82.

Die Christen, denen Kraft und kühnes Wagen

Im höchsten Grad von Gott verliehen war

(Die Strafe vieler Sünden sollte tragen,

Das Schicksal wollt' es, jetzt die Mohrenschar),

Verstanden nah und fern so dreinzuschlagen,

Daß Agramant fast jedes Schutzes bar;

Denn aus der Höhe hagelt es von Pfeilen,

Seitwärts von Schwertern, Haken, Spieß und Beilen.


83.

Aus Schleudern kommen und aus Wurfmaschinen

Felsblöcke schwer und groß Gestein im Flug,

Dem Meere Tore öffnend, und von ihnen

Zerschmettert liegen Steuerteil und Bug.

Zur stärksten Schädigung muß Feuer dienen:

Im Nu ist's da; gelöscht wird's schwer genug.

Das arme Schiffsvolk will der Not entfliehen

Und muß nur schlimmre Leiden auf sich ziehen.
[231]

84.

Der, zu entgehn dem Schwert und anderm Harme,

Wirft sich ins Meer und findet da den Tod;

Der rührt die Beine mächtig und die Arme

Und klammert sich zur Rettung an ein Boot.

Doch überladen ist's vom großen Schwarme;

Ihn aufzunehmen brächte jenen Not:

Am Schiffsrand hängt die Hand nun, abgehauen;

Vom Rumpfe sind die Wellen rot zu schauen.


85.

Der hofft im Meer noch Rettung für das Leben

Oder doch Tod in minder großer Pein;

Dann, als er kaum den Atem mehr kann heben

Und keine Freundeshände Beistand leihn,

Läßt ihn zurück zur Glut die Sorge streben,

Verderben reiß' ihn in die Flut hinein;

Er packt ein brennend Schiff: in Angst, er leide

Den oder jenen Tod, stirbt er nun beide.


86.

Der sucht, als Spieße nahen oder Beile,

Vergebens in den Wogen Schutz vor Leid:

Es folgen ihm ja Kiesel oder Pfeile;

Die gönnen ihm die Flucht nicht allzuweit.

Doch aufzuhören, wenn noch Gunst zuteile

Dem Sange wird, deucht rätlich und gescheit;

Es könnte leicht ein allzulanges Singen,

Beharrt' ich weiter, Überdruß Euch bringen.

Quelle:
Ariosto, Ludovico: Der rasende Roland. In: Sämtliche poetischen Werke, Berlin 1922, Band 3, S. 210-232.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Der rasende Roland
Die Historia vom Rasenden Roland
Ludovico Ariosts Rasender Roland nacherzählt von Italo Calvino

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Wolken. (Nephelai)

Die Wolken. (Nephelai)

Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon