Das Lied vom Rhein an Niklas Becker

[234] 1840.


Es klang ein Lied vom Rhein,

Ein Lied aus deutschem Munde,

Und schnell wie Blitzesschein

Durchflog's die weite Runde,

Und heiß wie Blitzesschein

Durchzuckt es jede Brust

Mit alter Wehen Pein,

Mit junger Freuden Lust.


Sein heller Widerklang

Vom Süden fort zum Norden

Ist gleich wie Wehrgesang

Des Vaterlands geworden.

Nun brause fröhlich, Rhein:[234]

Nie soll ob meinem Hort

Ein Welscher Wächter sein!

Das brause fort und fort.


Und stärkrer Widerklang

Gleich Pauken und Posaunen,

Gleich kühnem Schlachtgesang

Klingt Welschland durch mit Staunen –

Es klinget: Neue Zeit

Und neues Volk ist da;

Komm, Hoffart, willst du Streit!

Germania ist da.


Drum klinge, Lied vom Rhein!

Drum klinget, deutsche Herzen!

Neu, jung will alles sein –

Fort, fort die alten Schmerzen,

Der alten Wahne Tand!

Alleinig stehn wir da

Fürs ganze Vaterland,

Jung steht Germania.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 234-235.
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