»Ich bleibe« Durch die Nacht mit dumpfem Rauschen Treibt vorbei des Stromes Wut; Und mit träumerischem Lauschen Starr' ich auf die dunkle Flut. Schattenhafte Kähne wallen Mir vorbei, in Nacht hinein; Liebe Stimmen fern verhallen; – Und die Strömung tönt allein ...
's ist Mitternacht 's ist Mitternacht! Der Eine schläft, der And're wacht. Er schaut bei'm blauen Mondenlicht Dem Schläfer still in's Angesicht; D'rin thut ein böser Traum sich kund Wie seltsam zuckt er mit dem Mund ...
(An Einige) Ihr kennt den Trost, der enttrübt, die fern den Schranken: – Werden draußen Taten geübt, entsenden sie – Gedanken.
(An Manche) Ihr kennt es, das harte Leid, heißt es entsagen, mitzuwirken im Sturm der Zeit zu neuem Gottestagen.
(An Viele) Ihr kennt sie, die Leidenschaft, die uns verbindet: Helfen, helfen, mit einer Kraft, die alles überwindet.
(Behüt' dich Gott.) Ihr zartes Stimmchen sang mit viel Gefühl: Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein. Im Garten draußen, sonnig, mittagsschwül, Saß überm Buch ihr jüngstes Schwesterlein. Im Saal war's kirchenschattig, kirchenkühl Um diese Zeit. Wir waren ...
(Im Schatten.) Goldregen überdacht, umblüht von Flieder, Ein blasser Backfisch. Lässig, in Gedanken, Streut Brocken Brots er piepsendem Gefieder, Dem Sperlingsbettelvolk. Dies Zerr'n und Zanken. Ein müder Blick im Frieden dunkler Lider, Die schmalen, gelben Wangen einer Kranken, Geküsst ...
(Mittagsstille.) Am Strande, halb umplätschert von den Wellen, Ein Toter, ein Ertrunkner, drüber neigen Zwei junge Birken schattend sich im hellen Glühheißen Mittag mit den zarten Zweigen. Ein Pinscher, auf der Jagd nach einer schnellen Ruhlosen Uferschwalbe, stutzt: Wie eigen ...
(Pfingsten.) Maisonnentag und fröhliche Gesichter. Wie Lachen liegt es in der Luft und Scherzen. Duftwolken ziehen. Tausend bunte Lichter: Syringen, Rotdorn, der Kastanie Kerzen. – Bourgoisphilister: Frohgenussvernichter, Geldprotz auf Rädern, reitende Kommerzen, Zu Fuß im Staub zwei junge deutsche Dichter Mit ...
(Robinson spricht zu Gott) Du bist, o Gott, so grenzenloser Art: Mir, der Dich sucht, gesellt sich Irgendeiner, Der spricht mit Spott von Deinem weißen Bart. Und hebt mein Flehen auf: wir sind wie Keiner. Und daß ich hier bin ...
(Sonntagmorgen.) Ein müder Greis im Schatten staubiger Hecken, Das Brot verzehrend, das ihm Reiche gaben. Vor ihm, fruchtschwer, die goldnen Segensstrecken Schnittreifer Felder. Schnelles, plumpes Traben: Der Bauer fährt mit seinen feisten Schecken Im Sonntagsstaat zur Kirche. Sein Behaben So ...
(Was bleibt?) Noch bin ich jung und hoffe Kranz und Blüten, Das Leben lacht, ein Feld im Sommersegen. Noch fühl' ich Kraft, wenn Kampf und Stürme wüten, Noch schlägt den Dirnen heiß das Herz entgegen. Wie bald, und welke Kränze ...
**Gedichte Dieser neue Walther von der Vogelweide Machte mir im Lesen wenig Freude. Derlei schlichtes, biedres deutsches Wesen Gefiele mir im Handeln besser als im Lesen.
**Römerzug Es zogen nach Rom die Barbaren, Besoffen sich dorten mit Wein, Um wieder nach Hause zu fahren Und frostig wie vorher zu sein.
... als eine Reihe von guten Tagen Wir wollen uns wieder mal zanken, Auf etwas hacken wie Raben, Daß unsre zufriednen Gedanken Eine Ablenkung haben. Wir wollen irgendein harmloses Wort Entstellen, Dann uns verleumden und zum Tort Etwas tun; das schlägt ...
1. Alamodisten Almodad kam vom Sem herab, vom Japhet Ascenas; Daß dann dem Alamode-Stamm der Deutsche so trägt Haß?
1. Am ersten Sontag deß Advents Wer einen Herren hat, darff keinen mehr begehren, Sonst wird er Ehr und Leib mit Schmach und Pein beschweren. Die Welt hält mich in sich; doch ist nur Christus mein, Und solt ich tausendmal ...
1. Amor und Venus Was schlägst du mich mit diesem Veilchen? Ach liebe Mutter! ach! halt ein! – Was gabst du Gleimen deine Pfeilchen? Du mußt, du mußt bestrafet seyn! – Ach schone mich! mich armen Jungen! Er sang auch gar zu schön ...
1. An den Marienkäfer ( coccinella septempunctata ) Aus der Elbmarsch: Maikatt, Flügg weg, Stüff weg, Bring mi morgen good Wedder med. Aus Plön: Marspęrd (Markpęrd), fleeg in Himmel! Bring mi'n Sack voll Kringeln, Mi een, di een, Alle lütten Engeln ...
Buchempfehlung
Therese gibt sich nach dem frühen Verfall ihrer Familie beliebigen Liebschaften hin, bekommt ungewollt einen Sohn, den sie in Pflege gibt. Als der später als junger Mann Geld von ihr fordert, kommt es zur Trgödie in diesem Beziehungsroman aus der versunkenen Welt des Fin de siècle.
226 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro