Der Waffenschmied der deutschen Freiheit

[131] 1813.


Wem gebührt der höchste Preis?

Nur dem Mann, der still erschafft,

Der in Mühen schwer und heiß

Nie verzagt und nie erschlafft,

Der im Drange von Gefahren

Fühlt, was seine Väter waren;


Der selbst mit dem Schelm und Knecht,

Mit dem Buben glatt und blank

Immer wahr und grad' und recht

Geht der Ehre festen Gang,

Der demütig und bescheiden

Alles kann um Tugend leiden;


Den der Ehre Gaukelspiel

Und das Gold nicht lockt noch hält,

Der auf ein Gefühl, ein Ziel

Alle Kräfte mächtig stellt,

Schandeketten zu zerbrechen

Und den welschen Trug zu rächen;


Der, wenn Memmen matt und feig

Dingen um der Knechtschaft Lohn,

Nimmer müd und nimmer bleich

Trotzt der Spötter schnödem Hohn,

Der, wenn alle Welt auch teufelt,

Nie am Vaterland verzweifelt.


Nenne ihn! Wie heißt der Mann?

Deutscher Freiheit Waffenschmied?

Der nie wankend ab und an

Ging den festen Heldenschritt?

Der im stillen hat geschaffen

Ross' und Männer, Krieg und Waffen?
[131]

Scharnhorst heißt der edle Mann,

Deutscher Freiheit Waffenschmied,

Der auf Rettung rastlos sann,

Vieles tat und vieles litt,

Daß er könnte deutsche Ehren

Für den heil'gen Krieg bewehren.


Schon hat er den großen Streit,

Der uns steht um höchstes Gut,

Herrlich hat er ihn geweiht

Mit dem teuren Heldenblut:

Allen Tapfern rann's zum Pfande,

Daß erliegen wird die Schande.


Darum, Klang, der Freiheit klingt,

Kling ihn hell wie Orgelton,

Darum, Lied, das Freiheit singt,

Singe Deutschlands tapfern Sohn,

Zeig' ihn allen Biederleuten

Als ein Zeichen beßrer Zeiten.


Treuer, biedrer deutscher Held,

Gott mit uns und Gott mit dir!

Der die Ehre oben hält,

Stehe bei dir für und für!

Nimm mit Vaterlandesrettern

Nimm den Kranz von Eichenblättern.

Quelle:
Ernst Moritz Arndt: Werke. Teil 1: Gedichte, Berlin u.a. 1912, S. 131-132.
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