[36] 1806.
Nun die Schlacht vorüber,
Nun die Lebenden gezählt,
Ach der Todte, der uns fehlt,
War vor allen uns doch lieber;
Und der Nachruf klingt so trüb:
Ach der Todte war uns lieb,
Und die Nacht, die uns umgiebt,
Hat vor allen ihn geliebt,
Hat ihn an ihr Herz gelegt,
Und so schwer an Thränen trägt.
Wache auf, du Treuer,
Ruft der Geister Himmelsschaar,
Jeder Stern glänzt freudenklar
Zu dem neuen Schlachtenfeuer,
Sieh auf himmlischem Gefild
Fromme fest und Böse wild,
Schon erhebt sich Wolkendampf
Von dem höhern Geisterkampf
Über unserm Sternenzelt
Sind sie schon zum Kampf gestellt.[36]
Kennst du deine Brüder,
Die du lange hast vermißt,
Freue dich, du frommer Christ;
Schlage nicht die Augen nieder,
Christus will vor ihnen ziehen,
Seine Wunden rosig blühen;
Und er winkt und rufet dich;
Alle Brüder freuen sich,
Ihre Schaar ist noch nicht groß,
Du bist heut ihr Schlachtgenoß.
Und jemehr hier fallen,
Dort so größer wird das Heer,
Zu des heil'gen Thrones Wehr,
Der vom Bösen angefallen,
Wundert euch darum nicht mehr,
Daß die Frommen hier im Heer
Früher sinken in dem Streit,
Sie gehören hehrer Zeit,
Wo ihr Herz einst ganz erkannt
Und ihr Muth zur That entbrannt.
Klein ist irdisch Streiten
Gegen jene Heldenschlacht;
Doch auch in der Erdennacht
Wird ein Dämmerschein uns leiten,
Himmelszeichen retten oft,
Wer auf Himmelsgnade hofft,
Steigern muß der ird'sche Streit
Daß zum Höhern wir bereit;
Ja, das Leben wäre Wahn,
Wenn es nicht des Himmels Bahn.[37]
Sagt, was ist hier Lieben?
Alles, was uns hier entzückt,
Uns der Erde frei entrückt!
Und ihr fragt, wo er geblieben?
Droben weiß das Herz die Lust,
Die es suchte unbewußt,
Und der Schmerz enträthselt sich,
Und was mit der Zeiten wich,
Kommt dort endlich doch zurück.
Trauert nicht um Todesglück!
Buchempfehlung
Camilla und Maria, zwei Schwestern, die unteschiedlicher kaum sein könnten; eine begnadete Violinistin und eine hemdsärmelige Gärtnerin. Als Alfred sich in Maria verliebt, weist diese ihn ab weil sie weiß, dass Camilla ihn liebt. Die Kunst und das bürgerliche Leben. Ein Gegensatz, der Stifter zeit seines Schaffens begleitet, künstlerisch wie lebensweltlich, und in dieser Allegorie erneuten Ausdruck findet.
114 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro