Einquartierung

[23] Fliegendes Blat.


Jackele guck zum Fenster n'aus,

Moin i hör äin Drommen,

Annele gang beschleuiß das Haus,

Glaub Soldaten kommen,

Sind gau g'wiß Husaren,

Lueg obs kannst erfahren,

Noin sie sind nit so anthaun,

Potz i waiß und kenn sie schaun.


Ei pfui Teuffen, wie sehns drein:

I kan nit gnug gucken,

Werden wol Tralpatschen sein,

Was haunds auf den Rucken?

Sieht als wie ein Prügel,

Bärt haunds wie die Igel,

Hosen wie die Schweizer an,

Helf is Gott! mein lieber Mann.


Was kommen denn dort für ruff?

Horch wie sie schau murren:

Marrei gang und mach mir uff,

I glaub es seind Panduren.

Was muß i gau kochen,

Daß nit mit mir pochen,

Knöpfle und ein dürre Wurst.

Mann gang, frag ob sie's nit durst?


Weib was denkst, loß mi ungkeit,

Schweig du alter Fetzen,[23]

Waiß schau, was es sind für Leut,

Darf nit mit sie schwätzen,

Kann sie nit verstande,

Kunt'n mi haue zu schande,

Mi und di und au den Bue,

Und hätt no den Spott darzue.


Ei so schlag der Plunder drein,

Was sind das für Gsellen:

Marrei gang und hoi du Wein;

Annele thu aufstellen,

Thu fein tapfer tennä,

Loß Kraut nit verbrennä,

Schnid a sälle dürre Speck,

Gost dahär wie oine Schneck.


Weib i gang gau über Feld,

Daß sie mi nit sehä,

Wenn sie wölle hau no Geld,

Dort im Trog thut stehä,

Anderthalbe Gulde,

Und dem Wirt bleibs schulde,

Will ihm geben Korn dafür,

Hol der Velte das Quartier.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 2, Stuttgart u.a. 1979, S. 23-24.
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