Mailied

[133] Im Maien im Maien ists lieblich und schön,

Da finden sich viel Kurzweil und Wonn';

Frau Nachtigall singet,

Die Lerche sich schwinget

Ueber Berg und über Thal.


Die Pforten der Erde, die schließen sich auf,

Und lassen so manches Blümlein herauf,

Als Lilien und Rosen,

Violen, Zeitlosen,

Cypressen und auch Nägelein.


In solchen wohlriechenden Blümlein zart,

Spazieret eine Jungfrau von edeler Art;

Sie windet und bindet,

Gar zierlich und fein,

Ihrem Herzallerliebsten ein Kränzelein.


Da herzt man, da scherzt man, da freuet man sich,

Da singt man, da springt man, da ist man fröhlich;

Da klaget ein Liebchen

Dem andern sein' Noth,

Da küßt man so manches Mündlein roth.


Ach Scheiden, ach Scheiden, du schneidendes Schwerdt,

Du hast mir mein junges frisch Herzlein verkehrt.

Wiederkommen macht,

Daß man Scheiden nicht acht't;

Ade, zu tausend guter Nacht.[133]


Im Maien, im Maien, da freuet man sich,

Da singt man, da springt man, da ist man fröhlich,

Da kommet so manches

Liebchen zusammen;

Ade, in tausend Gottes Namen.


Quelle:
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Band 3, Stuttgart u.a. 1979, S. 133-134.
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