Bibliothek

[201] Da sitz ich nun so manchen Tag

Ganz müssig vor den Schräncken,

Weil ich kein Buch mehr lesen mag,

Weil mich die Worte kräncken.

Ich hör kein Wort von Ihm und Ihr,

Verschlossen ist die Kerkerthür.[201]


Ich sehe voll Bewundrung an

Dies schlechte Buch mit Schwäncken

Wie einer sowas schreiben kann

Ich kann's nicht überdencken

Ich denck und schreib' an ihn an Sie,

Und beug' zum Beten meine Knie.


Wie soll ich Ordnung bringen hier

In so viel tausend Bände?

Des Feuers Ungeduld in mir

Wirft Blicke hin wie Brände;

Es brennt in mir nach Ihm nach Ihr,

Verbrennen möcht ich alles hier!


Ich sprech' wie jener Muselmann

Von den Bibliothecken:

»Was gut, im Koran treff ich's an,

Das andre sind Schartecken,«

Was ich nicht find in Ihm in Ihr

Ist unwerth das ichs registrir.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 23: Gedichte, Teil 2, Tübingen und Berlin 1976, S. 201-202.
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