Zwei und zwanzigster Auftritt.

[102] Tomaso und die Vorigen.


TOMASO. Meine Herren! haben Sie die Güte, in dies Nebenzimmer auf eine kleine Weile abzutreten.

Beede Herren gehen in das Zimmer der Frau von Habicht.


FRAU VON HABICHT. O mein Vater!

FRÄULE. O mein bester Vater!

TOMASO. Nu meine Kinder! – ich will euch helfen. Beede wollen dem Tomaso die Hände küssen, er läßt es aber nicht zu. Lasset mich, lasset mich liebe Kinder! – Für das erste, müsset Ihr euch mit meinen Gesellen abfinden, das sie Euch Eures gethanen Versprechens los lassen. – Für das zweyte: müsset Ihr Eure Hand, Herz und Vermögen den beleidigten Liebhabern zur Genugthuung freymüthig anbiethen.[102]

FRAU VON HABICHT. Das will ich von ganzen Herzen.

FRÄULE. Das werde ich von meiner ganzen Seele.

TOMASO ruft die Herren aus dem Zimmer, und die zwey Rauchfangkehrer aus der Kuchel. Zu den Rauchfangkehrern. Jeder von euch bekömmt sechs Dukaten, wenn er seine Dame von ihrem gethanen Versprechen los lasset. – Seyt ihr zufrieden? Beede nicken den Kopf, und machen eine Verbeugung. Doch haltet reinen Mund von dem, was hier vorgegangen. Machen wieder eine Verbeugung.

HERR VON BÄR. Ich möchte doch wissen, wer unter dieser Kappe verstekt ist?

TOMASO. Macht eure Kappe herunter.

HERR VON WOLF. Verflucht! das ist mein Bedienter. Lacht

HERR VON BÄR lacht. Bey meiner Seele! das ist meiner. – Marschirt, und überkleidet euch. Beede gehen ab.

TOMASO zu den Herren. Messieurs! beede Damen sind bereit, Ihnen zur Genugthung Hand, Herz und Vermögen anzubiethen; – Sind Sie befriedigt?

Beede laufen ihren Geliebten zu.


HERR VON BÄR zur Fr. v. Habicht. O meine Angebettete! Sie sind zu gütig und zu großmüthig. – Behalten Sie ihr Vermögen – ich bin reich genug durch Ihre Hand und Ihr edles Herz.[103] Meine zärtlichste Gegenliebe und unverbrüchige Treue, samt meinem ganzen Vermögen ist die Widerlage, die ich Ihnen in Gegenwart dieses ehrwürdigen Greises heute, und auf ewig, feyerlichst versichere. Er küsset ihre Hand, und sie wechseln die Ringe.

HERR VON WOLF. Bester Herr Tomaso! Sie find mein erbetener Zeuge! – Ich verspreche, versichere und widerlege meiner unschätzbaren Fräulein Nannette alles, was mein Bruder Bär der gnädigen Frau versprochen, widerlegt und versichert hat. Sie wechseln die Ringe, und er küsset ihre Hände.

TOMASO. Nur eines liegt mir noch am Herzen.

FRAU VON HABICHT. Schaffen Sie bester Papa!

FRÄULE. Befehlen Sie liebster Vater!

TOMASO. Daß Sie dem schelmischen Marchesen, meinem Volpino, vergeben.

FRAU VON HABICHT. Von ganzen Herzen! wo ist er?

FRÄULE. Von ganzer Seele! er soll kommen.

TOMASO. Ich werde ihn aufsuchen. Er geht in die Kuchel.[104]


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 102-105.
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