Actus sextus.

[1277] Kompt Theseus mit seinen vierzehen Kindern vnd sagt.


Nun sein wir gfahren biß gen Delum,

Da wir mit freuden widerumb

Sein nahend bey dem Vatterland.

Weil vns die Götter than beystand

So stellt euch zsammen baar vnd baar!

Tantzt im Tempel vmb den Altar

Vnd singt den Göttern ein ReyhenLied,

Die vns so gnedig haben bhüt!

Darnach sitz wir auff frölich wider

Gegen vnsern Heimet nieder,

Biß daß wir kommen gen Athen!

Wolauff vnd last es vmbher gehn!


[1277] Man bläst den Kindern einen Tantz, sie Tantzen vmb den Altar herumb, darnach hencken sie sich an einander vnd singen einen Reyhen Im Thon: Es steht ein Linden in jenem Thal.


1.

Den Göttern sagen wir Lob vnd Danck,

Den Göttern sagen wir Lob vnd Danck

Mit vnser Jungen KinderGesang.


2.

Die haben erlöst vns Kinder frum,

Sie haben erlöst vns Kinder frum

Von dem bösen Minothaurum


3.

Durch Theseum, den werthen Höldt,

Durch Theseum, den werthen Höldt,

Der zu dem Sieg ist außerwehlt.


4.

Mit den fahren wir gen Athen,

Mit den fahren wir gen Athen.

Vnser Eltern wern vns entgegen gehn.


5.

Ir klagen vnd traurn hat ein endt,

Ir klagen vnd traurn hat ein endt,

Wird als in wonn vnd freud gewendt.


6.

Dieweil ein endt hat der Tribut,

Dieweil ein endt hat der Tribut,

Wird erspart vil der Kinder blut.


7.

Drumb last vns alle frölich sein!

Drumb last vns alle frölich sein!

Singt all, jhr lieben Kinderlein!


8.

O freud euch, lieben Eltern frum!

O freud euch, lieben Eitern frum!

Eur Kinderlein kommen widerumb.


THESEUS sagt.[1278]

Nun wol! so thut wider ein stehn!

Gar kürtzlich sein wir zu Athen.


Abgang jhr aller. Egeus, der König, geht ein mit Frigio vnd Gemio; auch kommen mit jhme Tiromenes, Orobes, Parites vnd Athenor, die vier Athenischen Bürger, Julia vnd Tulia, zwey Athenischer Weiber.


DER KÖNIG setzt sich vnd sagt.

Wir hoffen, daß heüt widerumb

Vnser Sohn von Creta herkomm.

Drumb wöll wir nauff auff die höch stahn,

Daß wir können sehen hindan,

Ob vnser Sohn auff dem Meer tieff

Wider heim komm mit seinem Schiff

Vnd der Segel sey schwartz oder weiß,

Darauß wir vermercken mit fleiß,

Ob er hab in disem Kampffstück

Gehabet vnfall oder Glück.

FRIGIUS, DER KÖNIGLICH RAHT sagt.

Gnedigster Herr, all Vnterthan,

Die hie vor eur Majestatt stahn,

Haben die Götter treulich beten,

Daß sie Theseo beystand theten

Mit den befohlenen Kinderlein.

Hoffen, das Glück werd bey jhn seyn.

EGEUS, DER KÖNIG sagt.

Wir sehen auff dem Meer herwartz

Ein Schiff mit einem Segel schwartz.

Dabey erkennen wir die Noth,

Daß warhafft vnser Sohn ist todt.

Deß mögen wir nicht lenger leben.

Vnsern Geist in dem Meer auffgeben,

Verlassen hie Gwalt, Gut vnd Ehr

Vnd nundter springen in das Meer!


Er springt in das Loch vnter der Prucken.


GEMIUS sagt.[1279]

O weh der vnglückhafften That,

Daß sich Königliche Majestatt

Gestürtzt vom Felß vor Angst vnd Noth

Vnd vermeint, sein Sohn sey Todt!

Wer weiß, ob dem noch ist also?

DER EHRNHOLT geht ein vnd sagt.

Ihr lieben Herrn, seydt alle fro!

Mit frölicher Pottschafft ich kumm.

Theseus kompt gesundt widerumb,

Hat erlöset der Kinder Blut

Von deß Königs in Creta Tribut

Vnd wird balt sein hie auff dem Saal.

TIROMENES sagt.

Ach wer verblieben der Vnfal,

Daß sich der König nicht hett gestürtzt

Vom Berg vnd an seim Leben kürtzt!

Wie wollt wir all so frölich sein!

THESEUS geht ein mit den Kindern vnd sagt.

Sagt, wo ist der Herr Vatter mein?

Dieweil ich mit meiner Kinder Summ

Ohn schaden wider gesund her kumm,

Daß ich mich mit jhr Lieb erfreü.

FRIGIUS sagt.

Wir dancken Eur Gnaden grosser Treü,

Die sie dem Vatterland gethan.

Eur Gnad wir gern gesehen han.

Dabey können wir nicht verhalten,

Was sich mit dem Herr König, dem Alten,

Inn diser Stand hab zugetragen.

Als jhr Majestatt höret sagen,

Eur Gnad führ auff dem Wasser her,

Da wolt solches selbst sehen er.

Vnd als er das Schiff sah aufwartz,

Daß es hett einen Segel schwartz,

Hat er vermeint, Eur Gnad wer todt,

Sich in solchem Jammer vnd Noth[1280]

Ins mehr gestürtzt vnd selbst ertrenckt.

GEMIUS sagt.

Gnediger Herr, euch nicht bekränckt!

Weils die Götter so haben versehen,

So hat es also müssen geschehen

Ohn allen zweiffel zu nutz euch,

Daß jhr Regent werd in dem Reich.

Bedenckt, es hab so müssen sein!

THESEUS sagt.

Ach Gott, die Schuldt ist selber mein,

Daß ich nicht thet vom Schiff herab

Den schwartzen Segel vnd darfür hab

Gespannet auff den Segel weiß,

Wie mir der König befahl mit fleiß.

Dasselbig ist vergessen worn.

Ach, zu vnglück bin ich geborn;

Dann da zu Dölum wir auffsassen,

Deß weisen Segels wir vergassen,

Mit dem schwartzen Segel abfuhrn,

Weil wir deß Siegs erfreyet wurn

So hoch, daß mich zu einer Buß

Mein Leben lang nun reuen muß.

Abr jhr Athenischen vnterthan

Solt eure Kindlein wider han.

Mit den möcht jhr haben eür Freud,

Euch nichts kehren an vnser Leyd.

Sonst aber soll die Stadt fürwar

Nun Leydt tragen ein gantzes Jahr

Vmb die Königlich Majestatt,

Die jetzt jhr Leben glassen hat.

JULIA, DIE ATHENISCH FRAU sagt.

Gnediger Herr, Euer Genad

Sag wir wegen der kühnen that

Lob, Ehr vnd Preiß, Glori vnd Danck

Nach bestem vnser Leben lang.


Er gibt jhn allen die Hand, so woln auch den Kindern, vnd[1281] sagt.


Nun kompt! last vns den König begraben

Inn einem gülden Sarg erhaben!


Theseus geht mit dem Hofgesindt ab, tragen auch den König ab.


TULIA sagt zu den Kindern.

O jhr erlösten Kinder fromm,

Seyt vns zu tausent mal willkomm

Von dem Todt wider inns Leben!

JULIA sagt.

Wir hetten vns schon drein ergeben,

Eur keines nimmermehr zu sehen;

Meinten, es wer vmb euch geschehen.

Doch spüren wir in disem Stück

Der Götter vns gegündtes Glück.

TIROMENES sagt.

O Fabian, mein liebes Kind,

Den allerliebsten Schatz ich find,

Dieweil du noch bey Leben bist.

O sag nun, wie dirs gangen ist,

Dieweil du auß gwest bist von mir!

FABIAN, DAS KIND sagt.

Ich kans nicht alles sagen dir,

Aber wir seind im Garten gwesen,

Haben Öpffel vnd Birn auffgelesen

Vnd haben einen Reyen gsungen,

Auch darzu tantzet vnd gesprungen

Vnd gar ein gutes Müthlein ghabt.

MARIALEIN sagt.

Der KindleinFresser wolt vns haben erdabt:

So hat jhn der König erschlagen.

OROBES sagt.

Du kanst wol von Kinderfressen sagen.

Den Göttern thu ich wol verjehen,

Daß es dennoch ist nicht geschehen.[1282]

Ach soll eim das nicht gehn zu Hertzen?

PARITES sagt.

Wir wollen vergessen Leyds vnd Schmertzen

Vnd jetzt mit vnsern Kinderlein

Nun guter Ding vnd frölich sein,

Den Göttern vnser Opffer bringen

Vnd jhnen ein schöns Danckliedt singen.


Sie singen, was sich zu der Matery reümbt vnd sie lernen können.


ATHENOR sagt.

Ihr Kinderlein, thut euch erfreüen!

Singt oder Tantzet einen Reyhen!


Also mögen die Kinder Tantzen oder singen; darnach geben sie die Händ alle einander.


MARIA sagt.

Ey liebe Mutter, wie sein wir

Der Welt ein end gewesen schir!

Ich fuhr wegk vnd west nicht, wohin.

Ich weiß nicht, wo ich gwesen bin,

Also gar hart ward ich erschrocken.

Du reüest mich vnd auch mein Docken,

Die ich allhie verlassen thet.

Kein grösser freud auff Erd ich hett,

Als das ich wider heim solt fahrn.

O Mutter, thu kein Gelt nicht sparn!

Wastu hast, thu dem Herrn geben,

Der vns erhalten hat bey Leben,

Vns, die vierzehen Kinderlein,

Daß wir wider heim kommen sein.

TIROMENES sagt.

Vnser Freud ist groß vberauß.

Nun kommt! geht all mit mir zu hauß

Vnd Esset mit mir zu Mittag!

Last fallen all schrecken vnd klag,

Denn vnser Kinder wahren todt,

Leben jetzt wider ohne noth,

Ja sie sein auch schon gwest verlorn

Vnd sein wider gefunden worn.[1283]

Deß sollen wir sein vnverzagt

Vnd als vergessen, das vns plagt.


Sie gehn alle ab. Kompt Hipolitus, Königs Thesei Sohn, vnd sagt.


Ach wie ists ein dieng in der Welt!

Wenn einer schon hat gut vnd Gelt,

Grosen Namen, Würd vnd groß Ehr,

Hat er sich doch zu fürchten sehr

Vor allerley Vnglück vnd gfahr.

Wer meint, er hab es alles gar,

Dem kommt in einem augenblick

Vber zwergsfelt wol ein Vnglück,

Daß er ist alles guten beraubt,

Auch selbst nicht anderst weiß vnd glaubt,

Denn das er der vnseeligst sey.

Vnd ich selbst bin der meinung frey,

Dann mein Matter in kurtzer frist

Deß zeitlichen todts gstorben ist;

Mein Anherr sich selbst hat ertrenckt,

Vnbsunnen in dem Meer versenckt;

Mein Vatter ist wol König worn

Vnd ich sein einiger Son geborn,

Doch so bin ich der Gemahl sein,

Phedea, der Stiffmutter mein,

Wenn ichs dörfft sagen, nicht sehr holt

Vnd ja vil lieber wünschen wolt,

Mein Herr Vatter hett sie nie gnommen.

Mit jhr werd ich in vnglück kommen,

Weil ich mit warheit gerne sprech,

Sie wer meim Vatter zu gail vnd frech.

Potz dort kommt selbst der König her:

Ich wolt, das ich von dannen wer.

THESEUS geht gekrönet ein vnd sagt.

Ach Son, was machstu hie allein?

HIPOLITUS sagt.

Ich beklag die Frau Mutter mein,[1284]

Die treu vnd Ehrnvest wie Stahl.

THESEUS sagt.

Ja Antiopa, vnser Gemahl,

Reut vns gar hart vber die massen;

Doch weil sie vns jetzt hat verlassen,

Sein wir erfreuet widerumb.

Auff dich fellt vnser Königthumb,

Wenn wir eins mals mit todt abgehn.

Auch thut vns nicht vbel anstehn

Phedea, die vns gar freundlich ist,

Der du auch lieb vnd angnemb bist

Vnd dich helt gar ehrlich vnd wol,

Dessen sie billich gniessen sol.

Nun wir wollen nauß in Thiergarten,

Darinnen vnsers Gmahls erwarten.


Der König geht ab.


HIPOLITUS sagt.

O wenn mein Mund jetzt reden dörfft!

Der Königin Zungen ist gescherfft

So spitzig scharff wie ein Angel.

Der König erkennt nit sein mangel.

Die Königin stecket vntreu vol.

O wie wolt ichs jhm sagen wol!

O Venus, du Göttin der Lieb,

Wie hastu so ein harten trib!

Die Königin vnd Stieffmutter mein

Ist voll in brunst vnd Lieb vnrein

Gegen mir vnd achtet nit sehr

Deß Königs hochheit noch jhr ehr.

Sie will auch nicht dencken daran,

Daß sie vom König tregt die Kron.

Doch thut sie das in die schantz geben,

Wenn sie beköhm schendlich zu leben.


Er geht ab. Kompt Phedea, die Jung Königin, vnd sagt.


Ach wie hat mit der Lieben schmertz[1285]

Hipolitus verwundt mein hertz,

So mechtig vnd so hart gefangen,

Als er in Thirgarten gangen

So züchtig, Tugentsam vnd Adelich,

Mit wort vnd geberten vndatelich,

Daß ich mich nicht enthalten kan,

Mein Lieb muß ich jhm zeigen an

Durch Schrifft; wo ich die nicht erwürb,

Vor Lieb ich elendiglich stirb.

Ach dort tritt er gleich von ferrne her.

HIPOLITUS geht ein, sicht niemand vnd sagt.

Es kommt mich warlich an gar schwer.

PHEDEA fehrt herfür, er erschrickt vnd sie sagt.

O Hipolite, erbarm dich mein!

Laß dir mein hertzLieb angenem sein!

Mach mir dein hertz in Lieb auch offen,

Wie ich hertzlich zu dir thu hoffen,

Daß ich nicht in Vnmuth vergehe!

HIPOLITUS sagt.

Wie wolt jhr so brechen die Ehe

An dem König, Herr Vatter mein?

Da wollen all Götter vor sein,

Daß mir dergleich in Sinn nit käm,

Gschweigen, daß ich michs vnternehm!

Ir solt euch schemen in eur hertz!

PHEDEA sagt.

Du meinst villeicht, es sey mein schertz

Vnd ich wöll dich versuchn damit.

Bey meinem Eydt, daß thu ich nit

Es ist mein Ernst, glaub mir allein!

HIPOLITUS sagt.

Ach solt ich dem Herr Vatter mein

Dieblich sein Ehr vnd treü verletzen?

Wolt mich Ehe auff ein Kutschen setzen

Vnd willig fahren ins Elendt,[1286]

Verlassen Landt vnd Regiment,

Oder wolt gar darob ersterben.

Derhalb steht ab von eurm werben

Vnd last fort vnbekümmert mich!

PHEDEA reist jhr Kron vom kopff vnd sagt.

So schrey ich das mordgschrey vber dich.

O retio, O mordio!

Helfft mir von dem notzwenger da!


Hipolitus laufft eylend ab, lest das schwerdt fallen. Theseus, der König, mit Frigio vnd Gemio lauffen ein.


THESEUS sagt.

Phedea, wer hat euch leidts gethan,

Daß jhr vns vmb hilff schreiet an?


Sie schweigt.


THESEUS sagt.

Schweigt nit! zeigt an! was ist euch gschehen?

PHEDEA sagt.

Ach soll ich mich so lassen schmehen?

Hipolitus der hat mich wöllen

Notzwingen vnd an Ehr fellen.

THESEUS sagt.

Wer hats gethan? balt sagt mirs! wer?

PHEDEA sagt.

Hipolitus hats thon, ja Er.

THESEUS sagt.

Eylt halt disem Notzwinger nach!

Schafft, das man jhn balt eylend fach!

Sey wo er wöll, so muß er eben

Deßhalben verlieren sein Leben.


Frigius vnd Gemius lauffen alle beede eylend ab.


THESEUS, DER KÖNIG sagt.

Hertzlieber Gemahl, gehabt euch wol!

Die schmach gerochen werden soll

Vnd soll mit grossem ernst geschehen.

PHEDEA sagt.[1287]

Vor scham mag ich niemandt ansehen,

Weil mir ist gschehen dise schmach,

Biß darauff folg ein strenge Rach.


Frigius vnd Gemius tragen Hipoliti Hut vnd Händschuch.


GEMIUS sagt.

Herr König, wir bringen böse Mehr,

Dann auff eim Rollwagen ist Er

Hipolitus ans Meergestatt

Eylend gefahren, wie vns hat

Ein Hirt warhafft gezeiget an;

Da seint am gstatt deß Meeresplan

Die Meerkelber an der Sonnen glegen,

Wie sie zu Mittagszeiten pflegen

Zu schlaffen, wie der Hirt thet sagen,

Vnd als sie gehört das prasseln am Wagen,

Sein sie gesprangen in das Meer,

Damit erschrecket also sehr,

Daß die Pferdt sein worden gar schich

Vnd geloffen vnsinniglich

Mit groser macht, springen vnd schnauden

Vber die stöck vnd durch die stauden.

Da ist in disem Rumor allen

Hipolitus vom Wagen gfallen

Vnd behangen an eim Leidseil,

Daß er zu seim grossen Vnheil

Von Pferden ist zu stücken griessen.

Vnd sollen euer Majestät wissen,

Daß sein Leib aller stückweiß leidt

Hin vnd wider auff der straß zerstreüt.

Zum warzeichen ist da sein Hut

Vnd Händschuch als besprengt mit Blut.

Also hat er sein geist auffgeben.

THESEUS sagt.

Mann hett jhm sonst gnommen sein Leben,

Wie ers vmb vns verdienet hat.

PHEDEA schlegt die Händ ob dem kopff zusammen, schreit[1288] kläglich vnd sagt.

Ach er ist vnschuldig der that.

O frommer Jüngling Hipolitus,

Die warheit ich bekennen muß.

Vnzucht hab ich jhm gmutet an,

Aber er hats nit wollen than,

Ist gewichen disem bösen Stück

Vnd kommen in das groß Vnglück

Vnd die Schuldt ist nur alle mein.

Drumb will ich mit dem Schwerdte sein

Mir selbst mein verdienten Lohn geben,

Weil ich nicht mehr an jhn mag leben.


Phedea fellt in deß Hipoliti Schwert, so er da ligen lassen.


THESEUS sagt kläglich.

Ihr Götter, wie kompt der Vnfal

Inn zweyen Stücken auff einmal,

Daß wir mit schänden vnd mit schaden

Werden auff disen Tag beladen,

Daß vnser Sohn stirbt vmb vnschult,

Weil er nicht wolt der Königin Hult,

Sonder hat geliebet Ehr vnd Zucht,

Drob ins Eilend gnommen die Flucht

Vnd drob so ellendig verdorben,

Eines schrecklichen Todts gestorben;

Zum andern daß vnser Gemahl erkorn

An vns ist so Ehebrüchig worn,

Hat treiben wöllen Bulerey

Mit vnserm Sohn ohn alle scheü

Vnd jhn darzu heimblich geübt,

Auch weil sie jhn so Hertzlich gliebt

Vnd doch sein nicht mögen geniessen,

Seiner Ewig endbern müssen,

Hat sie sich selbst kläglich erstochen

Vnd jhr Vntreu an jhr selbst grochen!

Deß ist betrübet vnser Hertz

Mit grosser Kümmernuß vnd Schmertz,

Daß wir das Königlich Regiment[1289]

Ein Zeitlang legen auß der Händ,

Biß sich das Vnglück von vns wend.


Abgang.


Quelle:
Jakob Ayrer: Dramen. Band 2, Stuttgart 1865, S. 1277-1290.
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