Frühlingsgruß

[7] Nur düstre Wolken seh' ich geh'n und kommen,

Und ewig droht der Winter fortzuwähren –

Die Seele war so trüb mir und beklommen,

Ich rief den Frühling, ach! er will nicht kommen,

Sie und des Himmels Stirne aufzuklären.


Und durch des Gartens Gänge dichtverschlungen

Ging ich – doch sieh, was hat sich dort begeben!

Schneeglöcklein sind der kalten Erd' entsprungen,

Sie haben siegend sich hervorgerungen,

Erweckt von eines Sonnenkusses Leben.


Nun stillt ihr, Frühlingsboten, mein Verlangen!

Ihr woll't in's Herz mir neues Leben senken!

Wie gläubig euer Kelch ist aufgegangen,

Weil er der Sonne einz'gen Kuß empfangen,

So soll mir Frühling euer Anblick schenken!

Quelle:
Luise Büchner: Frauenherz. Berlin 1862, S. 7.
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