[314] Baldinger, dann Hubert.
BALDINGER allein. Ein schöner Mann – aber stolz. Dabei ein wahrhaft adeliges Wesen. – Ob er sie wohl liebt? Es sieht nicht darnach aus.
HUBERT von der Seite links, ein Packet in der Hand, sieht herein. Ist die Luft rein?
BALDINGER. Was bringst Du, Hubert?
HUBERT. Sagt erst, Herr, ob kein Frauenzimmer da ist?
BALDINGER. Du siehst, ich bin allein.
HUBERT tritt völlig herein. Gut. Da bin ich auch. Es gibt Zeichen, womit man sich die Hexen und bösen Geister vom Leibe hält; aber die bösen Geister, die in den Körpern der Weiber hausen, abzuhalten – dafür ist noch nichts erfunden worden. – Dieß Packet, Herr, brachte eine Estafette. Ich dachte, es sei dringend, und suchte Euch hier auf.
BALDINGER. Von unsern deutschen Handelsfreunden in Genua. Öffnet das Packet, nimmt ein Papier heraus. Der Lieferungs-Kontrakt. [314] Liest flüchtig den Brief. Abgeschlossen. Sehr willkommen. Legt die Papiere auf den Tisch.
HUBERT. Werden wir nun bald nach Hause reisen, Herr?
BALDINGER. Nicht sobald. Meine Geschäfte vermehren sich.
HUBERT. Habt Ihr den Baron aufgesucht?
BALDINGER. Noch besser, ich habe ihn zufällig gefunden, und er wird mich aufsuchen. Im Vertrauen, Hubert, ich habe alle Hoffnung, die Herrschaft an mich zu bringen.
HUBERT. Und die schönen Bergwerke? Nun, dann wollen wir erst arbeiten! Ich bin Euer Werkmeister und Maschinist; Ihr wart bisher mit mir zufrieden; aber Ihr sollt mich noch besser kennen lernen. Unsere Eisenhämmer und Streckwerke taugen alle nichts; ich will Euch Maschinen bauen, daß sich das Eisen von selbst hämmern und strecken soll. Ihr sollt schon sehen! Ich habe Mechanik im Leib, Mathematik im Kopf, und Industrie im Herzen.
BALDINGER. Ich kenne Dein Geschick, guter Hubert.
HUBERT. Geschick? Nun ja! Aber Ihr habt den Geist, das ist mehr. Macht nur, daß Ihr ihn nicht verliert.
BALDINGER. Verlieren? Wie so?
HUBERT. Hm! Ich weiß ja. Man setzt Euch zu. Da sind die Nachbarn draußen in der Runde – das hat Töchter, Schwestern, Basen – das Gezücht will Männer haben – das schnüffelt und kuppelt, und eh' sich's Einer versieht, ist er gefangen – ver heirathet. Und ein verheiratheter Mann bringt allwege nichts Großes mehr zu Stande.
BALDINGER. Ohne Sorge, Hubert! Ich denke nicht daran, zu heirathen.
HUBERT. Nicht? wirklich nicht?
BALDINGER. Mein Wort darauf.
HUBERT. Das ist recht! – Seht mich an: in meiner Jugend war ich dumm und verliebt – verhebt, weil ich dumm, und dumm, weil ich verliebt war – zu nichts in der Welt tauglich, keine Spur von Industrie, von einem Talent; zum Glück ward mir mein fein's Liebchen, die Gertrud, untreu, und lief mir davon – da hatt' ich mit Einem Mal Talent; machte Modelle und Maschinen, erst aus Desparation, dann aus Passion.
BALDINGER. So verdankst Du im Grunde Dein Glück doch einem Weibe.
HUBERT. Ja, einem Weibe – das davon lief. Das Glück kam erst, wie das Weib weg war.
BALDINGER. Da kommt meine Cousine.
HUBERT. Empfehle mich. Bin schon fort. Eilig ab.