[471] MATHILDE allein.
Einsam blick' ich zu dir empor,
Unerschöpflicher, prüfender Gott!
Wohin ich mich wende,
Ist's öd' und leer –[471]
Nichts hab' ich mehr
Als dich!
Du gabst mir die Krone zu nagender Pein,
Du ließest mich einsam und verlassen,
Ein Spott der Schändlichen, die mich hassen;
Am Herzen des Gatten verschmäht, allein! –
Kannst du mich strafen, daß ich den Einen,
Den einzig Treuen nicht von mir stieß,
Sollt' er, da Alles mich verließ,
Nicht mit mir fühlen, mit mir weinen?
War es Verbrechen?
Willst du's zu rächen,
Von mir die leuchtenden Blicke wenden?
Wer soll mir Rath und Hülfe senden?
Soll ich vergebens zu dir beten?
Soll ich dem Feind jetzt entgegentreten
Mit zagendem Herzen und scheuem Sinn?
Wo ist der Muth und der Glaube hin?
Weh' mir, was ich auch sinn' und wähle,
Immer sagt mir die zagende Seele:
Einer würde dich schützen und retten!
Aber er seufzt in des Kerkers Nacht,
Rasselt vergeblich mit schändlichen Ketten,
Und es faßt ihm die Seele mit schauriger Macht.
Die Thränen stürzen mit Ungestüm,
Und er weinet nach mir, wie ich nach ihm.
Emmy kommt zurück.
EMMY.
Er kommt – ihr seid bewegt.[472]
MATHILDE.
Ich bin gefaßt.
Da Schack eintritt, entfernt sich Emmy.