Getrost

[192] Nein, mein Herz, so sollst du dich nicht plagen,

Sei getrost und sieh die Schöne an,

Wie sie kinderfröhlich lachen kann,

Und sie hat wohl auch ein Leid zu tragen.


Doch sie ist zu stolz und stark zu klagen,

Nur ein Blick verkündet dann und wann,

Daß sie weiß, was Leid ist. Doch in Bann

Läßt sie sich von Kümmernis nicht schlagen.


Willst du, Herz, dich liebend zu ihr wenden,

Sollst du heiter sein, wie sie es ist,

Klar und lauter, stolz und stark. Erhebe

Dich ins Reine zu der Reinen: lebe,

Lebe auf, da du ihr würdig bist,

Und es wird die Zeit des Jammers enden.

Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, München 1921, S. 192.
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