Nebel

[302] Durch dicken Nebel, der vom Berge fiel,

Dröhnt sonderbar die Glocke des fernen Dorfs.

Ruft sie um Hilfe in Erstickungsangst?

Steigt dort vielleicht die Sintflut übers Dach

Der alten Kirche bis zum Glockenstuhl?

Es wird mit einem Male lastend Nacht.

Vor meinem Fenster die Esche, sie ist nicht mehr.

Ihr scharf gezacktes Blätterfiligran

Zerflatterte, zerfloß ins feuchte Grau,

Das immer dunkler, immer dichter wird:

Leviathans Rachen hat sie mir verschluckt.


So wird es sein, wenn einst die Stunde kommt,

Die aus der Helle mich ins Dunkle schlingt.

Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, München 1921, S. 302.
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