Das Lied von Ferne

[91] (Frau Dr. Eiser zugeeignet.)


Ich seh die Welt

Als wie ein Feld,

Das hoch im Halme steht.

Die Sichel singt,

Von Ferne klingt

Ein Lied wie hergeweht.


Nun wird es leer,

Und rundumher

Garbe an Garbe steht.

Und immer doch,

Und immer noch

Ein Lied wie hergeweht.


Nun Herbst und kalt,

Und Winter bald,

Und alles überschneet,

Und doch, und doch,

Und immer noch

Ein Lied wie hergeweht.


O reiches Feld,

O reiche Welt,

Durch die mein Leben geht,

Als wie ein Hauch.

Mein Leben auch

Ein Lied wie hergeweht.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 91-92.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)