[34] Adolph. Rose. Denise.
DENISE Rose herausziehend. Komm nur, sieh selbst wie sehr er leidet; er will ja nur Abschied von Dir nehmen, das kannst Du ihm doch nicht verweigern?
ADOLPH. Rose, aus Erbarmen! Hören Sie mich nur zwei Minuten!
ROSE. Wir haben uns bereits Lebewohl gesagt, auf Nimmerwiedersehen.
DENISE geht während der nächsten Rede leise auf den Fußspitzen in ihr Zimmer, rechts ab.
ADOLPH. Damals glaubte ich nicht an Trennung, Rose, Sie wissen es – ich hatte die stolze Zuversicht, daß mein Flehen Sie halten könnte! Von diesem Wahn haben Sie mich geheilt – nicht von dem Gefühl das ihn erzeugte, das stärker ist als alle Entschlüsse – stärker als alle Rücksichten die sich uns entgegenstellen. Ich muß Sie mein nennen dürfen, Rose, oder ich gehe unter.
ROSE in finsterem Ernst. Kommen Sie vielleicht, mir Ihre Hand anzubieten?
ADOLPH frappirt, nach einer kleinen Pause. Sie sprechen es aus, Rose! –[34]
ROSE. Wirklich? – Und wenn ich diese Hand annähme?
ADOLPH mit Leidenschaft. So würde diese schwerste Stunde meines Lebens, der ich mit Zittern entgegenging, mir zur glücklichsten werden.
ROSE wie oben. Und Ihr edler Oheim – würde diesen Bund segnen, nicht so?
ADOLPH zögernd. Er wird ihn einst segnen, wenn er unser Glück sieht.
ROSE mit Größe. Sie glauben nicht was Sie versprechen, Sie können es nicht glauben! Die Stimme erhebend. Er würde uns fluchen. Dieser Mann – der Ihnen nichts in den Weg legte Reicht ihm den Brief. als Sie Ihr Geld im Jockey-Club vergeudeten, und Ihr sittliches Gefühl in einer Liaison mit »Ihrer kleinen Tänzerin« entweihten – dieser Mann, der Ihre Geheimnisse stehlen läßt – würde Sie verstoßen, enterben, wenn Sie es wagen sollten durch ein unbescholtenes Bauernkind, das reinen Herzens ist, seinen Stammbaum zu beflecken! Nein, Adolph, lügen Sie nicht mir oder sich selbst eine Hoffnung vor, die sich niemals erfüllen kann; zwischen uns ist keine Vereinigung möglich!
ADOLPH hat flüchtig in den Brief gesehen, bitter. Lassen Sie mir dies Papier – es kann mir einst zur Antwort dienen – wenn er, der mich wie ein Vater zu lieben schien, mich des Undanks beschuldigt! Nein Rose, er wird unsern Bund nie segnen, und wir werden dessen nicht bedürfen um glücklich zu sein! Da Sie nicht reisten, wie er nach seinem schlauen Coup sicher hoffte – so fand mein Oheim ein anderes Mittel uns zu trennen. Vor wenig Stunden erhielt ich den Befehl unseres Ministers: mich noch in dieser Nacht mit Depeschen nach Petersburg zu begeben, ich gehorche; Widerstand ist jetzt unmöglich, wo mir der Dienst allein eine Stellung geben kann, welche mir erlaubt meiner Gattin, ohne des Grafen Hilfe, ein sicheres Loos zu bieten. Flehend. Rose! Vergiß den Leichtsinn in welchen mich die vergoldete Jugend des Jockey-Clubs eine kurze Zeit verstrickte; ich bin bereit Dir alle Rangverhältnisse, all' meine Ansprüche an Reichthum zu opfern – opfere mir dagegen die Vorurtheile Deiner Erziehung, die engherzige Rücksicht auf das Urtheil der Welt! Stürzt vor ihr nieder, sie umschlingend. Wenn Du wahrhaft liebst, so sei mein, Geliebte, begleite mich in jene ferne fremde Welt, laß uns glücklich sein!
ROSE starrt ihn an. Als was soll ich Sie begleiten?
ADOLPH zu ihren Füßen. Das fragst Du? – Als meine Gattin! Alles ist vorbereitet, in Straßburg soll unserm Bund die heilige Weihe werden.
ROSE wie oben. Ohne den Segen der Eltern, geheim – im Schooß der Finsterniß – nicht so? – Und Sie wagen es zu hoffen, daß ich Ihnen folgen könnte?
ADOLPH springt auf. Ich wage es – weil ich weiß daß Du mich liebst – und weil es mich wahnsinnig machen würde Dich hier zurückzulassen, wo Du von Leblanc umgarnt, von den Intriguen meines Oheims verfolgt, mir sicher entrissen würdest!
ROSE vergebens bemüht ihre Bewegung zu bewältigen. Beruhigen Sie sich, Adolph, ich bleibe nicht hier zurück, ich kehre zu den Meinen heim, und meine Seele ist bei Ihnen, wo ich auch sei! –[35]