Neunte Scene

[35] Lorenz. Vorige.


LORENZ stürzt herein. Gnädiger Herr, es wird Ernst. Drunten stehen vier Nathsknechte, um Euch, wenn Ihr nicht gutwillig geht, mit Gewalt vor Gericht zu bringen, nun ist kein Aufschub mehr.

GUTTENBERG. Es scheint dem hohen Rathe Ernst, mich zu verderben. Lebt wohl, Käthchen!

KÄTHE stürzt weinend vor ihm nieder. Ach, Guttenberg, Ihr müßt mich ja verwünschen, wenn Ihr meines Vaters denkt! Ihr seht, wie mir zu Muthe ist, geht nicht von mir, ehe Ihr mir vergeben.

GUTTENBERG hebt sie auf und faßt sie in die Arme. Käthchen, ich werde dieser Stunde stets mit Dank und Rührung gedenken; mein Schicksal mag sich wenden, wie Gott will, Ihr werdet mir immer theuer bleiben! – Mit Beziehung. Der Vater droben tröste Euer leidendes Herz, und gebe[35] Euch meinen Glauben, meine Zuversicht, dann könnt Ihr nie zu Grunde gehen! Bewegt. Gott segne Euch!


Mit Lorenz ab.


KÄTHE allein. Brich denn, mein junges Herz, weint euch blind, ihr blöden Augen! Bis sie mir die Grube graben, ist's aus mit Ruh' und Frieden! – Ach, wäre der Tag schon da, mein Todtenhemd gesponnen, und läge ich im Sarge, geziert mit schönen Kronen! Doch was denke ich jetzt an mich? Es gilt das Heil des großen Mannes! Guttenbergs Wohl, die Ehre der Menschheit liegt in der Wage, was schwatze ich und beweine mein Geschick! – dorthin den Blick, dorthin die Seele! Erhaben. Frisch auf, Jungfrau, Du kannst ihm noch nützen, was seufzest Du nach dem Tode? Sie eilt ab.


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Johannes Guttenberg. Berlin 21840, S. 35-36.
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