Letzte Scene

[84] Vorige. Krabbe. Eweline.


KRABBE sehr gravitätisch Eweline führend, tritt von links ein. Hier finden Sie den Zitternden, der Ihrer Einwilligung harrt; und Gott wird es Ihnen vergelten, daß Sie einen glücklichen Vater machen!

EWELINE mit niedergeschlagenen Augen. Gott gebe, daß ich ihn wirklich glücklich mache!

BARON führt Emma in die Mitte der Bühne. Herr Krabbe, eine Freundschaft ist der andern werth. Diese Perle will Ihrem Julius mehr Glückseligkeit bereiten als er verdient; bei Gott, er ist zu beneiden!

EMMA ohne die Augen aufzuschlagen, zitternd. Ja, ist's denn wahr, darf ich?

JULIUS auf Emma zufliegend und sie umschlingend. Du darfst, Geliebte, denn Du bist jetzt vor Gott und Welt mit Vaters Einwilligung meine Braut!

JULIUS KRABBE eben so, fliegt zu Eweline und sinkt vor ihr nieder. Sie haben vergeben, Eweline?

EWELINE hebt ihn auf, zärtlich. Ich habe – denn ich liebe Sie, und bin die Ihre!

JULIUS KRABBE umschlingt sie, kleine Pause.

BARON der wie versteinert zurückfuhr und nach der Stuhllehne griff. Was – was ist das? Julius – Emma – was soll das heißen?[84]

KRABBE ganz perplex. Ih Herrjeh, die verhäddern sich ja! Herr Baron, lassen Sie meines Julius Emma los, Sie können mit Ihrem Theil ganz zufrieden sein!

BARBARA ganz entsetzt. Was! Sie sind ein Baron, Herr Julius? Ih, da haben Sie uns ja betrogen?

JULIUS. Nur mit dem Namen, Frau Mutter, nicht mit dem Herzen – ich mußte ja, damit Sie sich überzeugen, daß auch ein Baron ehrlich sein kann. Emma ist mein und bleibt es!

BARON der in seinem Entsetzen links in den Stuhl gefallen war, springt auf. Du hast mich betrogen, Bursche, ich nehme meine Einwilligung zurück!

JULIUS ernst. Das wirst Du nicht, Vater, und das kannst Du nicht!

EWELINE lächelnd. Und es hilft Ihnen auch nicht, Herr Baron, ich kann die bittere Medizin nun einmal nicht sein, die zur Heilung Ihres Herrn Sohnes nöthig ist – ich bin Republikanerin, wie Sie wissen, und halte an meinem Prinzip so fest wie an meinem Besitzthum. Sie reicht Julius Krabbe die Hand.

KRABBE spöttisch. Ih, Herr Baron, Sie haben mir ja gesagt, das Kind sei eine Perle, und man müßte vernagelt sein, sie nicht zur Tochter zu wollen; Sie wünschten ja, Ihr Herr Sohn hätte sie gewählt, statt, wie Sie meinten, Auf Eweline. diese Freiheitsschwindlerin – na nun hat er sie ja gewählt, die Perle wird in Ihre Krone verpflanzt, und ich Mit einem tiefen Kratzfuß Ewelinen galant die Hand küssend. danke Gott, der dieses Kleinod meinem unwürdigen Sohn aufgespart.

JULIUS. Vater, wenn Dir Dein Wappen mehr gilt als mein Glück – so nimm Dein Wort zurück und laß mich ziehen!

BARON kämpfend. Nein, nein – lieber eine Bürgerliche in meinem alten Stammbaum als eine Republikanerin. Behalte sie, das Kind[85] gefällt mir – seid glücklich! Wirft Emma in seine Arme, sie fallen ihm um den Hals.

1FRITZE kommt rasch durch die Mitte und schreit. Tante, die Herren Freiwilligen wollen mit Gewalt herauf –

BARBARA. St! Schrei nicht so! Geheimnißvoll. Weißt Du schon? die Emma wird eine Frau Baronin!

FRITZE. Hurrrjeh – da soll sie man nur schnell machen, daß sie des Andeken Baronin noch wegkriegt – der Adel wird abgeschafft.

BARBARA erbost. Abgeschafft, wenn meine Tochter Baronin ist? Das leide ich nicht!

BARON der indeß mit Julius und Emma fortgesprochen. Deinen unruhigen Freunden da unten kannst Du sagen, ich statte funfzig Freiwillige aus, denn ich habe Respekt vor jeder Meinung, wenn sie ehrlich ist, nur in meinem Hause will ich Ruhe haben vor den Tollheiten dieser Zeit. Im Uebrigen mögen alle gute Menschen leben!

JULIUS an seinem Halse. Und glücklich sein wie wir!

ALLE. Ja, glücklich wie wir!


Der Vorhang fällt.
[86]

Fußnoten

1 Für die Regie. Kann, wenn es den Schluß dehnt, wegbleiben.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Vatersorgen. Berlin 1849.
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