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[62] OZIAS DER OBERIST.
Eliakim / würdiger Herr
zaigend uns an hie ewr beger
Das ir zů uns herkommen send.
ELIAKIM.
Dieweil ir mich dann hören wend.
OZIAS.
Hond auff / und bleybend sitzen still.
ELIAKIM.
Wolan / ich euch recht volgen will
Ir Herren gůt von Israel
es bkümmert warlich sehr mein seel
Ich hör das sey Cambyses bhrait
uns fügen zů ungmach und laid
Er hatt in seinem Rhat erkandt
das er auch wölle unser land
Mit macht bringen in sein gewalt
da schonen weder jung noch alt
Des Hauptman Holofernis ist[62]
der newlich erst in kurtzer frist
Die Idumeer mit der macht
in seines Künigs gwalt hat bracht
Hat eingnommen Septopolim
wie ich durch kundtschafft wol vernimm
Wöll yetzund auff uns greiffen an
wie ich durch gschrifft euch kund hab than
Er fichtet an die Göttlich ehr
er will allain sein Gott und Herr
Also müßt sein auch unser Gott
vor seinen augen nur ain spott
Er hat all Götter abgethon
und hat gantz nichts verschonen lon
Der syg hat im nun bracht vil můt
darumb dunckt in es were gůt
Wann er möcht auch als unser land
bringen in seines Künigs hand
So ist es umb den Tempel fron
und umb das hailigthumb zu thůn
Doch sond wir drumb verzagen nitt
Gott wirt erhören unser bitt
Wenn wir in werden rüffen an
abpruch mit fasten werden han
Ja wann wir bgeren das sein ehr
erkennet werd / das er sey Herr
So wirt er uns verleihen gnad
wie er offt unsern vättern that
Und sonders Mosy hat gethan
da er mit krieg ward gfochten an
Von Amelech / wie man dann lißt
wie uns die hailig gschrifft bewißt
Dieweil der seine arm außspant
so nam der sig zů überhand
So er die arme nidersenckt
der sig sich zů den feinden lenckt[63]
Warumb? der feind der tröstet sich
das sy im waren nit gelich
An harnisch / gwer / spieß und geschütz
die waren doch in nit vil nütz
Das gbett was stercker dann ir gwer
darumb das in beystůnd der Herr
Also auch wenn wir werden bstan
so wirt uns Gott auch nit verlan
So wir nit kriegen umb das gůt
nit stoltz brauchen / noch übermůt
So ist er noch als starck als vor
fürcht nit Nabuchodonozor
Als lützel als vor Amelech
wiewol er trutzlich ist und frech
Darumb ir lieben Herren mein
lond euch die sach anglegen sein
Verstand mein trost auffs aller best
so wirt euch warlich nit zů lest
Der rhat gerewen glaubend mir
so ir bstendig seind für und für.
OZIAS.
Danck habend lieber Herre mein
das ir uns habend gsůchet heim
In diser angst / in diser not
das mag euch wol vergelten Gott.
Lond ab von Gott nit ewer bitt
das er uns wölle straffen nitt
Nach seinem zoren / ja vil mehr
wöll sein unser genediger
Beschirmer / unser starcker Gott
yetz furtan / und in aller nott.
ELIAKIM.
Wie staht es sunst umb ewr gemain?
ist sy unsauber / oder rain?[64]
Was ist sy in dem gschray besindt?
entsetzt sy sich nit ab dem find?
Ist etwas auff sy zbawen auch?
ist ir nit zů dem abfall gach.
OZIAS.
Im glück ist sy bestendig wol
was man sich iren trösten sol
Wann kumpt die sach in gfärligkait
da kan ich euch geben kain bschaid.
ELIAKIM.
Wa Rhat und gmaind zůsamen sagt
da darff man sein gantz nit verzagt
So aber die seind gar zertrent
die sach wirt haben kain gůt end
Doch sag ich euch auch das darbey
gantz offen unverholen frey
Wa auffrecht ist die Oberkait
ghorsam zů laisten ist berait
Auch liederlich der gmaine man
so man die recht gezämen kan
Dem sey nur allem wie im wöll
seind dapffer in disem ungfell
Das bett lond euch befolhen sein
ir trewen liebsten Herren mein
Ich will euch auch gebetten han
das ir mich wollend recht verstan
Mein mainung ist on zweyfel gůt
zum gmainen nutz staht all mein můt.
OZIAS.
Wir künden das erkennen wol.[65]
CHAMBRI.
Wenn ich zur sach auch reden sol
So sag ich euch zum höchsten danck
ich bsorg aber wir seyen kranck
Im Rhat auch hie zum gůten tail
den ist noch nit das leben fail
Zů streyten umb die Gottes ehr
und solt man machen hie das mehr
Sy dörfften eh Kambysen han
und Gott den Herren faren lan.
ELIAKIM.
Ich hab euch allsand so für frumb
daß / ob Gott will / nit darzů kumb
Es were zwar ain grosse schand
das durch untrew yetz unser land
Solt kommen in der Hayden hend
als hetten wir Gott nie erkendt
Wolan es wolt sich reissen ein
mit urlaub schaid ich wider hin
Und wie ich euch hab gbetten thon
das ir wöllend gůt achtung hon
Zum bett und zur standthafftigkait
das wir nit in ain grössers laid
Hie fallen / nun behüt euch Gott
yetzund / und furthin in der nott.
OZIAS.
Hapt danck / wir bitten euch darbey
das ir ain tag / zwen oder drey
Bey uns beleibend in der statt.
ELIAKIM.
Die sach yetz zeit und fůg nit hatt.[66]
OZIAS.
So nemmend doch mit uns das mal
darumb ir lieben Herren all
Lond uns dem Herren thůn ain ehr
darumb so kommend mit uns her.
Chorus.
Die Diener Holofernis überlüferend den Achior inn deren von Bethulien gewalt.
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