Cap. X.

[116] Judith zů Abra irer Junckfrawen.


Abra wolan mein liebes kind

wir wöllen hin yetz zů dem find

Uns wagen für das vatterland

ob uns der feind wurd in die hand

Leg dich bald an / dann es ist zit

Abra mein Tochter saumb dich nit.[116]

ABRA.

Wiewol ich bin ain blöde magdt

so bin ich doch gantz unverzagt

zů wagen fraw das leben mein

mein dienst soll allzeyt bhrait euch sein.


Chorus.


Hie tritt Ozias sampt den andern alten mit den schlißlen zů dem thor / das zů öffnen.


OZIAS.

Ir Herren seind ir auff gstanden.

CHAMBRI.

Ja Herr wir seind baid verhanden

Verleich uns Gott ain gůten tag.

OZIAS.

Wöll Gott / was hört ir sunst für klag.

CHARMI.

Die alt klag ist noch umb und umb

so bald ich zů den leüten kumb.

CHAMBRI.

Das volck hat allenthalb die art

daß nit lang in der trübsal bhart.


In dem seind sy zů dem thor kommen / und redt Judith under ir thür.


Den korb setz nider an den herd

das uns kain speyß verschüttet werd[117]

Seh nymb das Brot / Käß und gemüß

und darnach dise kůchen süß

Das ölkrüglin thů oben drein

das lägelin darnach mit wein

Nyms auff den kopff und volg mir nach

du Promptule laß dir sein gach

Zind uns hinab biß zů dem thor

die Herren stond dort schon darvor.

CHARMI.

Ir Herren nemmend dorten war

fraw Judith kumpt gezogen har

Wie sy nächt mit uns hat verlon.

OZIAS.

Sy ist vil theürer dann kain man.

CHAMBRI.

Ey / secht wol hat sy sich geziert

nit wie es sich zum laid gebürt.

OZIAS.

Fraw Judith ir seind warlich frü.

JUDITH.

Das man mir nun das thor auffthü

Gott wöll uns geben sein genad.

OZIAS.

Wöll Gott das euch ewr anschlag ghradt.

JUDITH.

Du Promptule mein trewer knab

denck was ich dir befolhen hab.[118]

PROMPTULUS.

Mein fraw ir dörffend sorgen nit

an meiner trew in mittler zit

Bewar der lieb Gott ewren leib

die hand Gotts allweg ob euch bleib.

JUDITH.

Ir Herren gůt ich far darvon

darbey will ich euch betten hon

Das ir dieweil stäts in dem bet

mit höchstem fleyß verharrend stät.

OZIAS.

O Fraw ir seind der ehren kron

der vätter Gott wöls mit euch hon

Wöll euch verleihen sein genad

das uns die sach zum besten ghrad

Das er mit seinem starcken gwalt

den anschlag nach seim willen schalt

Das entlich mög Hierusalem

an euch haben ain ursach quem

Zů fröwen / und das überal

ewr nam kumb in der frommen zal

Das ir wie alles ewr geschlecht

bey mengklich werdend gachtet ghrecht.

DIE UMBSTENDER.

Diß gschech / diß gschech / Gott bware dich

Gott wöll dich glaiten sicherlich.

JUDITH in dem so sy hin auß gaht.

Abra mein liebe Dienerin

wolauff / Gott wölle mit uns sin

Gott bwar uns unser rainigkait

Gott geb uns bey dem feind gelait.[119]

ABRA.

Mir zweyfelt gentzlich nit an Gott

das er uns laß under der rott

Zůston gwalt / kummer oder laid

nachthail an unser rainigkait

Wiewol es kündt nit müglich sin

das wir damitten under in

Als schäflin bey der Wölfen schar

die sy umbgeben hond umb har

Erretten unsern keüschen leib

das Kriegßvolck so es sicht ain weib

Da ist der můtwill / frävel gwalt

wa Gott der Herr nit ob uns halt

So möcht die weiblich blödigkait

bey in nit sein in sicherhait.


Dieweil hat Ozias das thor beschlossen / und redt Chambri zum Knaben.


Dein fraw hat sich hüpsch auffgepflantzt

als wöll sy hin an ainen tantz

Mein sun was hat sy hinnacht thon

nach dem wirs nächten hond verlon.

PROMPTULUS.

Sy bhrůfft uns als bald alle sandt

und hat uns auff das höchst ermandt

Zů bitten Gott im höchsten thron

das er ir trewlich bey wolt ston

Und iren rhat wolt laiten fein

durch sy retten die ehre sein.

CHARMI.

Wölt Gott das mengklich also thet

das haußgsind zuge zů dem beth[120]

Es fichtet aber nit vil an

yetz laider mehr den gmainen man

Man ist yetz laider das gesindt

wa man nur vil gůt gwinnen kündt

Das gsind braucht man gleich wie das vich

der Gotsforcht niemandts kümmert sich.

CHAMBRI.

Was hat sy thon die gantze nacht.

PROMPTULUS.

Die gantze nacht hat sy gewacht.

Sy legt ain härin hemmat an

und äschen auff das haupt gethan

Sy hat gebettet gantz ernstlich

ich hab nit gsehen mehr das glich

Von eyfer zů der Gottes ehr

ye lenger und ye lenger mehr

Da sy nun außgebettet hat

da thet sy hin die härin what

Legt ire witwe klaider hin

hat sich auffs scherpffst geprysen ein.

CHAMBRI.

Sy ist von art an irem leib

ain mächtig zartes hüpsches weib

Der gleichen ich kaum gsehen han

secht / so ichs yetz hab gsehen an

So ist sy hüpscher wann vor nie

ich main daß Gott fürsehen thü

Das der feind blendt werd durch ir gstalt

und also kumb in iren gwalt.

OZIAS.

Ich hoff sy werds wol richten auß

wolan wir wollen haim zů hauß.[121]

DEMIUS auff der wacht im leger.

Sich wer zeücht dorten auß der statt

es ist ain weibsbild an der what.

DESMON.

Wann mich nit btreügt die dunckelhait

so seinds zway weiber / nach dem klaid.

JUDITH.

Abra sich dort halt man die wacht.

ABRA.

Sy hond schon unser gnommen acht

Sy hond unser genommen war

sy kommen schon gegen uns har.

DEMIUS.

Stell sy zů red /

DESMON. /

Ey schweig nur still

ir hüpschen leüt wa stat ewr will?

Wa wölt ir hin so frü vor tag.

JUDITH.

Weil ir begerend das ichs sag

Wer ich sey / und wa ich hin wöll

Ich bin vom gschlecht auß Israel.

DESMON.

Das sicht man an den klaidern wol.

JUDITH.

Ja wann ich euch auch sagen sol

auß was ursach ich sey yetz hie

ich waiß all sach wann oder wie[122]

Die Statt soll kommen in ewr hand

mit leib / mit gůt / mit grosser schand

Sy wolten nit gůtwilligklich

in ewer gnad ergeben sich

Darumb so ist yetz mein anschlag

auffs aller trewest so ich mag

Dem Holoferni zaigen an

wie man die statt gewinnen kan

Allain durch kundtschafft und durch spech

das seinem heer kain laid geschech.

DEMIUS.

Warlich du hüpsches zartes weib

du hast errettet deinen leib

Dein gstalt und schöne die ist groß

fürbündig über alle maß

Du würst beym Hauptman finden gunst

du darfst das gantz nit thůn umb sunst

Dieweil du zů im gfallen bist

hastu erworben lebens frist

Nit fürcht dir / dir gschicht gantz kain laid

du wirst haben ain sicher glait

Kumb mit uns für den Hertzog har

so wirstu dann wol nemmen war

Wie er freündtlich würt gen dir sein.

JUDITH.

Kumb Abra / liebe Abra mein

Sich wie es uns so wol ergat

dieweil wir haben funden gnad

Und wann du kumpst int zelt hinein

so nayg dich gen dem Hertzog fein.

ABRA.

Ja fraw ich kan die hofzucht wol

ich waiß wie man sich naigen sol.[123]

DEMIUS.

Secht strengster Herr wir haben heüt

vor tag erjaget dise beüt

Secht hie das aller hüpschest weib

kert wol für ewer gnaden leib.


In dem felt Judith für Holofernem nider / und spricht ainer auß den Dienern.


GYNECIUS.

Secht Herr gnad liebster Herre mein

das kan ain schöne Jüdin sein

Wer wolte doch der Juden gschlecht

verachten / ja wir haben recht

So man sunst möcht kain ursach hon

so solt mans nit unkrieget lon

Das sy so hüpsche weiber hand

vil hüpscher dann sunst alle land

So bald diß Stättlin unser wirt

aim yeden schier ain weib gebürt.

HOLOFERNES.

Nemmend die schöne bey der hand

helffend ir daß für mich auff stand

Das meine augen waidne ich

an irer gstalt so minnigklich.


Gynecrates und Gynecius / hebend sy auff.


GYNECRATES.

Stand auff mein hüpsche / zarte fraw

biß dapffer / frölich / lůg und schaw

Du hast beym Hertzog funden gnad

sich wie es dir so wol ergat.
[124]


Quelle:
Sixt Birck: Sämtliche Dramen. 3 Bände, Band 2, Berlin und New Yorck 1976, S. 116-125.
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