[116] Judith zů Abra irer Junckfrawen.
Abra wolan mein liebes kind
wir wöllen hin yetz zů dem find
Uns wagen für das vatterland
ob uns der feind wurd in die hand
Leg dich bald an / dann es ist zit
Abra mein Tochter saumb dich nit.[116]
ABRA.
Wiewol ich bin ain blöde magdt
so bin ich doch gantz unverzagt
zů wagen fraw das leben mein
mein dienst soll allzeyt bhrait euch sein.
Chorus.
Hie tritt Ozias sampt den andern alten mit den schlißlen zů dem thor / das zů öffnen.
OZIAS.
Ir Herren seind ir auff gstanden.
CHAMBRI.
Ja Herr wir seind baid verhanden
Verleich uns Gott ain gůten tag.
OZIAS.
Wöll Gott / was hört ir sunst für klag.
CHARMI.
Die alt klag ist noch umb und umb
so bald ich zů den leüten kumb.
CHAMBRI.
Das volck hat allenthalb die art
daß nit lang in der trübsal bhart.
In dem seind sy zů dem thor kommen / und redt Judith under ir thür.
Den korb setz nider an den herd
das uns kain speyß verschüttet werd[117]
Seh nymb das Brot / Käß und gemüß
und darnach dise kůchen süß
Das ölkrüglin thů oben drein
das lägelin darnach mit wein
Nyms auff den kopff und volg mir nach
du Promptule laß dir sein gach
Zind uns hinab biß zů dem thor
die Herren stond dort schon darvor.
CHARMI.
Ir Herren nemmend dorten war
fraw Judith kumpt gezogen har
Wie sy nächt mit uns hat verlon.
OZIAS.
Sy ist vil theürer dann kain man.
CHAMBRI.
Ey / secht wol hat sy sich geziert
nit wie es sich zum laid gebürt.
OZIAS.
Fraw Judith ir seind warlich frü.
JUDITH.
Das man mir nun das thor auffthü
Gott wöll uns geben sein genad.
OZIAS.
Wöll Gott das euch ewr anschlag ghradt.
JUDITH.
Du Promptule mein trewer knab
denck was ich dir befolhen hab.[118]
PROMPTULUS.
Mein fraw ir dörffend sorgen nit
an meiner trew in mittler zit
Bewar der lieb Gott ewren leib
die hand Gotts allweg ob euch bleib.
JUDITH.
Ir Herren gůt ich far darvon
darbey will ich euch betten hon
Das ir dieweil stäts in dem bet
mit höchstem fleyß verharrend stät.
OZIAS.
O Fraw ir seind der ehren kron
der vätter Gott wöls mit euch hon
Wöll euch verleihen sein genad
das uns die sach zum besten ghrad
Das er mit seinem starcken gwalt
den anschlag nach seim willen schalt
Das entlich mög Hierusalem
an euch haben ain ursach quem
Zů fröwen / und das überal
ewr nam kumb in der frommen zal
Das ir wie alles ewr geschlecht
bey mengklich werdend gachtet ghrecht.
DIE UMBSTENDER.
Diß gschech / diß gschech / Gott bware dich
Gott wöll dich glaiten sicherlich.
JUDITH in dem so sy hin auß gaht.
Abra mein liebe Dienerin
wolauff / Gott wölle mit uns sin
Gott bwar uns unser rainigkait
Gott geb uns bey dem feind gelait.[119]
ABRA.
Mir zweyfelt gentzlich nit an Gott
das er uns laß under der rott
Zůston gwalt / kummer oder laid
nachthail an unser rainigkait
Wiewol es kündt nit müglich sin
das wir damitten under in
Als schäflin bey der Wölfen schar
die sy umbgeben hond umb har
Erretten unsern keüschen leib
das Kriegßvolck so es sicht ain weib
Da ist der můtwill / frävel gwalt
wa Gott der Herr nit ob uns halt
So möcht die weiblich blödigkait
bey in nit sein in sicherhait.
Dieweil hat Ozias das thor beschlossen / und redt Chambri zum Knaben.
Dein fraw hat sich hüpsch auffgepflantzt
als wöll sy hin an ainen tantz
Mein sun was hat sy hinnacht thon
nach dem wirs nächten hond verlon.
PROMPTULUS.
Sy bhrůfft uns als bald alle sandt
und hat uns auff das höchst ermandt
Zů bitten Gott im höchsten thron
das er ir trewlich bey wolt ston
Und iren rhat wolt laiten fein
durch sy retten die ehre sein.
CHARMI.
Wölt Gott das mengklich also thet
das haußgsind zuge zů dem beth[120]
Es fichtet aber nit vil an
yetz laider mehr den gmainen man
Man ist yetz laider das gesindt
wa man nur vil gůt gwinnen kündt
Das gsind braucht man gleich wie das vich
der Gotsforcht niemandts kümmert sich.
CHAMBRI.
Was hat sy thon die gantze nacht.
PROMPTULUS.
Die gantze nacht hat sy gewacht.
Sy legt ain härin hemmat an
und äschen auff das haupt gethan
Sy hat gebettet gantz ernstlich
ich hab nit gsehen mehr das glich
Von eyfer zů der Gottes ehr
ye lenger und ye lenger mehr
Da sy nun außgebettet hat
da thet sy hin die härin what
Legt ire witwe klaider hin
hat sich auffs scherpffst geprysen ein.
CHAMBRI.
Sy ist von art an irem leib
ain mächtig zartes hüpsches weib
Der gleichen ich kaum gsehen han
secht / so ichs yetz hab gsehen an
So ist sy hüpscher wann vor nie
ich main daß Gott fürsehen thü
Das der feind blendt werd durch ir gstalt
und also kumb in iren gwalt.
OZIAS.
Ich hoff sy werds wol richten auß
wolan wir wollen haim zů hauß.[121]
DEMIUS auff der wacht im leger.
Sich wer zeücht dorten auß der statt
es ist ain weibsbild an der what.
DESMON.
Wann mich nit btreügt die dunckelhait
so seinds zway weiber / nach dem klaid.
JUDITH.
Abra sich dort halt man die wacht.
ABRA.
Sy hond schon unser gnommen acht
Sy hond unser genommen war
sy kommen schon gegen uns har.
DEMIUS.
Stell sy zů red /
DESMON. /
Ey schweig nur still
ir hüpschen leüt wa stat ewr will?
Wa wölt ir hin so frü vor tag.
JUDITH.
Weil ir begerend das ichs sag
Wer ich sey / und wa ich hin wöll
Ich bin vom gschlecht auß Israel.
DESMON.
Das sicht man an den klaidern wol.
JUDITH.
Ja wann ich euch auch sagen sol
auß was ursach ich sey yetz hie
ich waiß all sach wann oder wie[122]
Die Statt soll kommen in ewr hand
mit leib / mit gůt / mit grosser schand
Sy wolten nit gůtwilligklich
in ewer gnad ergeben sich
Darumb so ist yetz mein anschlag
auffs aller trewest so ich mag
Dem Holoferni zaigen an
wie man die statt gewinnen kan
Allain durch kundtschafft und durch spech
das seinem heer kain laid geschech.
DEMIUS.
Warlich du hüpsches zartes weib
du hast errettet deinen leib
Dein gstalt und schöne die ist groß
fürbündig über alle maß
Du würst beym Hauptman finden gunst
du darfst das gantz nit thůn umb sunst
Dieweil du zů im gfallen bist
hastu erworben lebens frist
Nit fürcht dir / dir gschicht gantz kain laid
du wirst haben ain sicher glait
Kumb mit uns für den Hertzog har
so wirstu dann wol nemmen war
Wie er freündtlich würt gen dir sein.
JUDITH.
Kumb Abra / liebe Abra mein
Sich wie es uns so wol ergat
dieweil wir haben funden gnad
Und wann du kumpst int zelt hinein
so nayg dich gen dem Hertzog fein.
ABRA.
Ja fraw ich kan die hofzucht wol
ich waiß wie man sich naigen sol.[123]
DEMIUS.
Secht strengster Herr wir haben heüt
vor tag erjaget dise beüt
Secht hie das aller hüpschest weib
kert wol für ewer gnaden leib.
In dem felt Judith für Holofernem nider / und spricht ainer auß den Dienern.
GYNECIUS.
Secht Herr gnad liebster Herre mein
das kan ain schöne Jüdin sein
Wer wolte doch der Juden gschlecht
verachten / ja wir haben recht
So man sunst möcht kain ursach hon
so solt mans nit unkrieget lon
Das sy so hüpsche weiber hand
vil hüpscher dann sunst alle land
So bald diß Stättlin unser wirt
aim yeden schier ain weib gebürt.
HOLOFERNES.
Nemmend die schöne bey der hand
helffend ir daß für mich auff stand
Das meine augen waidne ich
an irer gstalt so minnigklich.
Gynecrates und Gynecius / hebend sy auff.
GYNECRATES.
Stand auff mein hüpsche / zarte fraw
biß dapffer / frölich / lůg und schaw
Du hast beym Hertzog funden gnad
sich wie es dir so wol ergat.
[124]
Buchempfehlung
Inspiriert von den Kupferstichen von Jacques Callot schreibt E. T. A. Hoffmann die Geschichte des wenig talentierten Schauspielers Giglio der die seltsame Prinzessin Brambilla zu lieben glaubt.
110 Seiten, 4.40 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro