[25] An Lilla.
Keine bange Sorge, liebes Mädchen,
Kränke dein mich liebend Herz,
Nur am sanften, bunten Freudenfäd'chen
Gängle dich der Liebe Scherz!
Wie ein Zephyrlüftchen, sanft und leise,
Weh' der Liebe Hauch aus dir;
Lerchensang, nicht Nachtigallenweise,
Tön' aus deiner Kehle mir!
Nur mit leichtem, stillen Wonnebeben,
Poche sanft dein Herz mir zu,
Nur der Liebe Lustgefühle heben
Deinen Busen aus der Ruh!
Aus dem sanften Zauberauge blinke
Mir die Lust der Liebe nur,
Und wenn d'raus ich deine Thränen trinke,
Sey'n es Freudenthränen nur.
Deiner Tag- und Nachtgedanken Reihe
Sei ein Rosenkettchen dir;
Wachend oder träumend, immer freue,
Freue, Mädchen, dich mit mir!
[25]
Jede deiner Morgenstunden glänze
Rosig, wie dein Angesicht,
Hehr und heiter sei des Tages Gränze,
Wie dein reines Angesicht.
Und auf jedem deiner Tritte spriesse
Dir ein Freudenblümchen auf,
Und du, liebes holdes Mädchen, giesse
Nur des Dankes Thränen d'rauf.
Von den Bäumen, Wiesen, Blumen, Flüssen
Lächle dir Vergnügen zu,
Und den Wonnebecher der Natur, den süssen
Wonnebecher, leere du.
Wandle in der Sonne hellem Auge
Mit verklärtem Angesicht,
Und in stiller Abenddämm'rung sauge
Wonne nur aus Lunens Licht.
Selten, Mädchen, girre mit dem Täubchen,
Klage mit der Nachtigall:
Denn du hast ja, liebes Herzensweibchen,
Mich und deine Lieben all'.
Diesen Kranz von Lebensfreuden winde
Stets dir Herz und Phantasie!
Leiden – unser Wiegenangebinde –
Trage, Liebchen, such' es nie!
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro