[39] Gesungen im Brühl den 18. Mai 1783.
Hört Brüder, die Zeit ist ein Becher,
D'rein giesset das Schicksal dem Zecher
Bald Galle, bald Wasser, bald Wein.
Was gestern als Wein uns erfreute,
Verwandelt in Wasser sich heute,
Und morgen kann Galle d'rin sein.
Doch weisere Zecher verstehen
Mit Klugheit zu trinken, und sehen
Zuvor in den Becher hinein:
Und blinket es golden, so trinken
Sie hastigen Zuges, und dünken
Sich heute nur durstig zu sein.
D'rum füllt euch das Schicksal, ihr Zecher,
Mit fließendem Golde den Becher,
Und ladet zum Trinken euch ein;
So laßt euch das Wasser von morgen,
Die Galle von gestern nicht sorgen,
Und trinket den heutigen Wein.