Erste Szene

[34] Mirzl – Leopold.

Mirzl ist damit beschäftigt, von dem Gebüsch Blumen abzuschneiden, die sie in einen kleinen Korb schüttet.


LEOPOLD aus dem Hotel. Ja, Mirzl, was fallt denn Ihnen ein?

MIRZL. Wieso denn, Herr Leopold?

LEOPOLD. Wie können's denn da die Blumen abreißen? Wer hat Ihnen denn dös erlaubt?

MIRZL. Die gnä' Frau hat mir's befohlen.

LEOPOLD. Grad' die Rosen da? Die schönsten, die wir haben?

MIRZL. Grad' die, hat's gesagt!

LEOPOLD. Ja ... das verschandelt uns ja den ganzen Garten!

MIRZL mürrisch. Was geht das mi an! S' is ja net mei Garten!

LEOPOLD. Aber warum denn? Ist denn heut' ein Geburtstag oder ein Namenstag?

MIRZL. Meiner net, doas weiß i! Und wenn's net woll'n, daß i die Blumen abreiß' – brauchen's bloß zu sagen! Das ewige Bucken is mir eh' z'wider.

LEOPOLD. Ja ... wenn's die Frau Josepha befohlen hat ...


Quelle:
Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg: Im weißen Rössl. Berlin 16[o.J.], S. 34.
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