3.

[88] Wenn zum Tanz die jungen Schönen

Sich im Mondenscheine drehn,

Kann doch keine sich so lieblich

Und so leicht wie meine drehn!


Daß die kurzen Röcke flattern,

Und darunter, rot bekleidet,

Leuchtend wie zwei Feuersäulen

Sich die schlanken Beine drehn!


Selbst die Weisen aus der Schenke

Bleiben stehn vor Lust und Staunen,

Wenn sie, spät nach Hause schwankend,

Sich berauscht vom Weine drehn!


Auch der Muschtahid1, der fromme,

Mit den kurzen Säbelbeinen,

Spricht: So lieblich wie Hafisa

Kann im Tanz sich keine drehn!


Ja, vor dieser Anmut Zauber,

Vor Hafisas Tanzesreigen

Wird sich noch berauscht die ganze

Gläubige Gemeine drehn!
[88]

Und was in der Welt getrennt lebt

Durch verjährten Sektenhader,

Wird sich hier versöhnt mit uns in

Liebendem Vereine drehn!


Oh, Mirza-Schaffy! welch Schauspiel,

Wenn die alten Kirchensäulen

Selber wanken und sich taumelnd

Um Hafisas Beine drehn!


Fußnoten

1 Oberpriester der Schiiten.


Quelle:
Friedrich von Bodenstedt: Die Lieder des Mirza-Schaffy von Friedrich von Bodenstedt, Leipzig [1924], S. 88-89.
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