Orsanes, Atis.
ORSANES.
Ermin, hör!
ATIS.
Was Ermin, du solt mich Atis heissen
Ich bin der Printz; wo du mich wirst verrathen
Entdeckstu selbst auch deine Missethaten.
ORSANES.
So meynstu diese Kron also zu dir zu reissen?
Sag Baur!
ATIS.
Sol ich sie dir vielleichte lassen?
Sag Narr!
ORSANES.
Ich werde kundbar machen /
Daß du den Printzen hast ermordt.
ATIS.
Du leugst / ich werde dessen lachen.
ORSANES.
Verfluchter Baur / du solt von meiner Faust erblassen.
Sie zücken beyde ihr Gewehr. Atis rufft / worauff Halimacus mit vielem Gefolge eintritt.
ATIS.
Holla!
ORSANES.
Ihr Himmel / ach!
HALIMACUS.
Wer rufft an diesem Ort?
Atis winckt / daß Orsanes geruffen.
HALIMACUS.
Orsanes?
Atis wincket ja / und daß er es ihm befohlen.
Ich verstehe;
Was ist sein Will?
ORSANES.
(Ihr Götter / ich vergehe /
Die Angst schliest meinen Mund.)
Atis zeiget an Halimacus, daß er ins Persische Lager hinaus gehen / und von ihnen allen vergesellschafftet seyn wolle.
HALIMACUS.
Printz Atis thut mir kund /
Daß er sich in des Feindes Lager wil erheben /
Und wir ihm sollen das Geleite geben.
Atis grüsset Orsanes mit freundlichen Gebärden /
der darüber bestürtzt / sich gar demüthig neiget.
ORSANES.
Mein Herr / ich neige mich in Unterthänigkeit.
Der lose Baur.
HALIMACUS.
O Schelm / dein Fall ist nicht mehr weit.
Treten ab.
ORSANES.
Mich Unglückseligen! ich seh' es / und muß schweigen /
Wie dieser Baur wil unsern Thron ersteigen.
Aria.
Gerechtes Gerichte
Der mächtigsten Götter
Du machest zu nichte
Die Majestäts-Spötter /
Du führest die Wache /
Und übest die Rache /
Daß / welche sich wider die Obrigkeit sperren /
Durch eignes Verschulden /
Zuletzte noch Bauren / zu Obern und Herren /
Selbst müssen erdulden.
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