Die 75. Histori, wie Ulenspiegel ein Fraw zu Gast lud, der der Rotz zu der Nasen ußhieng.

[216] Sich begab uf ein Zeit, das ein Hoff solt werden, und Ulenspiegel wolte dar reiten. Da ward ihm sein Pferd hincken. Da gieng er da hin zu Fuß, und es was gar heiß, und ihn begund zu hungern. Und da was ein klein Dörflin underwegen, und da was kein Wirtßhauß in dem Dörflin und es waz umb Mittag. Da gieng er in das Dorff, und er was daselbest wol bekant. Da kam er in ein Hauß, da saß die Fraw und machet Käß und het ein Klumpen Molcken in[217] den Händen. Als nun die Fraw saß uber den Molcken, da het sie da bei den Händ kein Gewalt, und ihr hieng ein grosser Schnüdel uß der Naßen. Da bot ihr Ulenspiegel ein guten Tag und sah den Schnudel wol. Daz merckt sie und sie dorfft die Naß an die Ärmel nit wischen. So kunt sie auch nit schnützen. Da sprach sie zu ihm: »Lieber Ulenspiegel, gon und sitzen und warten, ich wil Euch guten frischen Buttern geben.« Da keret sich Ulenspiegel umb und gieng zu der Thür uß. Die Fraw rufft ihm nach: »Beiten doch und essen vor etwas!« Ulenspiegel sagt: »Liebe Fraw, darnach das es fält!« und gienge in ein ander Hauß und gedacht: »Den Buttern magst du nit, der darzu ein wenig Deick het, dörfft kein Eier einschlahen, sie würden von dem Rotz feißt gnug.«

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 216-218.
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