Die 85. Histori sagt, wie Ulenspiegel einer Wirtin in das Bet scheiß und die Wirtin uberredt, das es ein Pfaff gethon hät.

[242] Bese Schalckheit richt Ulenspiegel zu zu Franckfurd an der Adern. Da kam er hin wandern mit einem Pfaffen und zochen beid in die Herberg. Uff den Abent so thet ihn der Wirt gantz gütlich und gab ihn Fisch und Wilbrecht. Als sie nun zu Disch sitzen wolten, setzt die Wirtin den Pfaffen oben an, und waz Guts in der Schüsseln waz, legt die Wirtin dem Pfaffen für und sagt: »Her, daz essen Ihr von meinentwegen.« Ulenspiegel saß unden an dem Tisch und sahe den Wirt und Wirtin fast an, aber niemans legt ihm etwaz für oder hieß ihn essen und müst doch gleich viel gelten. Daz Mal ward volbracht, und als es nun Schlaffenszeit was, da ward Ulenspiegel und der Pfaff in ein Kamer gelegt und jetlichem ward ein schön Beth bereit, daruff sie schlieffen. Nun des Morgens zu guter Zeit stund der Pfaff uff und bet sein Zeit und bezalt darnach dem Wirt und zoch fürter. Ulenspiegel bleib ligen, biß daz es 9 wolt schlagen, und scheiß in daz Bet, daruff der Pfaff gelegen waz.

Da fragt die Wirtin den Hußknecht, ob der Pfaff oder die andern Gäst uffgestanden wären oder ob sie auch gerecht und bezalt hätten. Der Knecht sprach: »Ja, der Pfaff stund vor einer guten Zeit uff und betet sein Zeit und bezalt und wandert fürter, aber den andern Gesellen hab ich disen Tag nit gesehen.« Die Fraw besorgt, er wär kranck, und gieng in die Kamer und fragt Ulenspiegeln, ob er nit uffston wolt. Er sagt: »Ja, Wirtin, ich was nit wol zu pas.« In dem wolt die Fraw die Leilachen von des Pfaffen Beth nemen. Da sie nun daz uffdeckt, da lag ein großer Treck[243] mitten in dem Beth. »Je, behüt mich Got!« sprach sie, »was leit hie?« »Ja, liebe Wirtin, daz verwundert mich nit,« sprach Ulenspiegel, »dann nächten waz Guts uff den Tisch kam und daz allerbest ward dem Pfaffen fürgelegt. Und waz kein ander Sagen den gantzen Abent dann: Her, essen daz uff. Und mich verwundert, daz es dabei bliben ist, so vil, als der Pfaff aß, daz er die Kamer nit auch vol geschissen hat.«

Die Wirtin flucht dem unschuldigen Pfaffen und sagt, wann er widerkäm, er solt fürter gon, aber Ulenspiegel, den frumen Knecht, den wolt sie gern herbergen.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 242-244.
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