|
[11] Alsbald nun Ulenspiegel so alt ward, daz er gon und ston kunt, da macht er vil Spils mit den jungen Kindern, wann er waz nötlich. Wie ein Aff domlet er sich uff den Küsn[12] und im Graß, so lang, biß er 3 Jar alt ward. Da fliß er sich aller Schalckheit also, daz alle Nachburen gemeinlich über Ulenspiegel clagten, daz sein Sun Dil Ulenspiegel war ein Schalck. Do kam der Vatter zu dem Sun und sprach zu ihm: »Wieget doch das imer zu, daz unser Nachburen sprechen, du seist ein Schalck?« Ulenspiegel sprach: »Lieber Vatter, ich thu doch nemen nüt, das wil ich dich offenbar beweisen. Gang hi, sitz uff dein eigen Pferd, und so wil ich hinder dich sitzen und stilschweigend mit dir reiten durch die Gassen, noch werden sie uff mich liegen und sagen, was sie wollen. Des nim acht.« Also thät der Vatter und name ihn hinder sich uff das Pferd. Also lupfft sich Ulenspiegel hinden uff mit dem Loch und ließ die Lüt je in den Arß sehen und saß da wider nider. Da zögten die Nachburn und Nachbürin uff ihn und sprachen: »Pfei dich an wol! Ein Schalck ist daz!« Da sprach Ulenspiegel: »Hör Vatter, du sihest wol, das ich stilschweig und niemant nüt thu, noch dan sagen die Lüt, ich sei ein Schalck.«
Also thät der Vatter eins und satzt Ulenspiegel, seinen lieben Sun, für sich uff daz Pferd. Da saß Ulenspiegel Stil, aber er spert das Mul uff und zannet die Bauren an und reckt die Zungen uß. Da luffen die Lüt zu und sprachen: »Sehen zu wol! Ein junger Schalck ist das!« Da sprach der Vatter: »Du bist freilich in einer unglückseligen Stund geborn. Du sitzest stil und schweigest und thust nieman nichts, noch dan sagen die Lüt, du seiest ein Schalck.« Also zoch sein Vatter mit ihm von dannen und zoch mitt Hauß in das Megdburgisch Land uff die Sal, daz Wasser. Da her waz Ulenspiegels Muter. Unnd bald darnach, da starb der alt Claus Ulenspiegel. Da bleib die Mutter bei dem Sun. Also ward die Muter arm. Und Ulenspiegel wolt kein Handtwerck lernen und was da bei sechzehen Jar alt und dumelte sich und lernt mancherlei Geckerei.