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[8] Bei dem Wald Melbe genant, in dem Land zu Sachsen, in dem Dorff Knetlingen, da ward Ulenspiegel geboren. Und sein Vatter hieß Claus Ulenspiegel und sein Muter Ann[9] Wibcken. Und da sie des Kinds gnas, schickten sie es gen Ampleven in daz Dorff zu dem Tauff und liessen es heissen Dil Ulenspiegel. Und Dil von Uetzen, der Burger zu Ampleven, ward sein Tauffpfetter. (Und Ampleven ist daz Schloß, daz die von Magdburg etwan vor funnfftzig Jaren mit Hilff der andern Stät für ein böß Raubschloß zerbrachen. Die Kirchen und daz Dorff dabei hatt nun der wirdig Arnolff Pfaffenmeier, Apt zu Sunten Ägidien.)
Da nun Ulenspiegel geteufft ward und sie daz Kind wider wolten geen Knetlingen tragen, also wolt die Tauffgöttel, die daz Kind truge, endlich über ein Steg gon, daz zwische Knetlingen und Ampleven ist, und sie hetten dazu vil Birs getruncken nach der Kindtöffe. (Dann da ist die Gewonheit, daz man die Kinder nach der Töffe in daz Bierhuß trägt und sind frölich und vertrincken die Kinder also, daz mag dann des Kinds Vatter bezaln.) Also fiel die Göttel in die Lachen und besudelt sich und das Kind so jämerlich, das daz Kind schier erstickt was. Da halffen die andern Frauwen der Badmumen mit dem Kind wider uß und giengen heim in ihr Dorff und wuschen das Kind in einem[10] Kessel und machten es wider suber und schon. Da ward Ulenspiegel eins Tags dreimal geteufft, einmal im Tauff, einmal in der Lachen und eins im Kessel mit warmen Wasser.