Fünfte Szene.

[91] Juno. Athamas.


JUNO. Athamas![91]

ATHAMAS. Juno!

JUNO. Du kennst den Gegenstand meines Hasses.

ATHAMAS. Ino?

JUNO. Ino!

ATHAMAS. Kann keine Reue dich versöhnen? –

JUNO. Du opferst sie meiner Rache!

ATHAMAS. Meine Ino?

JUNO. Ihr Tod von deiner Hand – und du rettest dich und deine Kinder.

ATHAMAS. Vernichte mich!

JUNO. Dich! Ino! – deine Kinder! das ganze Geschlecht des Kadmus, wenn du noch zauderst.

ATHAMAS. Meine Ino? – Grausame Göttinn!

JUNO. Zittre!

ATHAMAS. Erbarmen!

JUNO. Fluch und Verderben!

Sohn der Nacht bemächtige dich seiner!

ATHAMAS. Erbarmen![92]

JUNO. Morpheus! zerritte sein Gehirn! – und du Werkzeug meiner Rache, Tysiphone, hauch in seine Brnst deinen wüthenden Gift! – erfülle seine Adern mit Feuer des Phlegeton! – Entnerve dich, ihn zu begeistern, bewafne seine Faust mit Tod!

Unter der Musik fährt sie fort.


– Befliegle seine Füsse zum Verderben, daß der Gegenstand meines Hasses durch ihn vernichtet – meine gerechte Rache gesättiget werde! –

Ha! – mein Wink wird erfüllt! –

Athamas wird schnell von einem Schlafe überfallen. Das Blut wallt in seinen Adern, er kämvft mit Unruhe, Wuth und Verzweiflung. Schrekkliche Träume ängstigen ihn.


Schon schwellen seine Adern! –

Sein Haar sträubt sich emper! –

Die Furie durchwütet ihn –[93]

Dank euch, Götter der Nacht! – Dank dir Tysiphone! – Das Opfer meiner Rache nähert sich! –

Schlaf! entfeßle seine Augen!

Flieh' ihn auf ewig!

Noch einen Augenblikk Bewußtsein! – Noch einen Augenblikk Täuschung! – Dann, Furien, reißt ihn zum Orkus!

Fliegt auf ihrer Donnerwolke davon.


Quelle:
Johann Friedrich Reichardt: Ino, in: Melodramen, Nr. 4, Pilsen 1791, S. 75–107, S. 91-94.
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