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[218] Ein Narr beklatscht wol Jedermann
Und hängt der Katz' die Schelle an,
Und nimmt sich dessen doch nicht an.
Ein Narr bindet einer Katze eine Schelle vor; ein zweiter hat mit einem Knochen nach einer Gruppe von Hunden geworfen, von welchen einer getroffen heult, der Narr aber zieht sich die Kappe nur tiefer in die Stirn und sucht vorbeizuschlüpfen.
Gar Manchem war es Herzenslabe,
Daß ich viel Narrn gesammelt habe;
Er nimmt daraus sich gute Lehre,
Wie er sich von der Narrheit kehre;
Dagegen ist es Manchem Leid,
Der meint, ich sagte ihm Bescheid,
Und wagt doch laut zu reden nicht,
Drum schilt er nur auf das Gedicht
Und hängt der Katze an die Schellen,
Die ihm an beiden Ohren gellen.
Ein räudig Roß hält nicht lang still,
Wenn man es sauber striegeln will;
Wirft unter Hunde man ein Bein,
Schreit der Getroffene allein.
Ich bin es mir recht wohl bewußt,
Die Narren schelten mich mit Lust
Und meinen, es ständ' mir nicht zu,[218]
Daß ich die Narrn nicht lass' in Ruh
Und manchem zeige, was ihn plagt.
Ein Jeder spricht, was ihm behagt,
Und klaget, wo ihn drückt der Schuh.
Sagt dir dies Narrenbuch nicht zu,
So laß es doch nur ruhig laufen,
Ich bitte Keinen es zu kaufen,
Er wolle denn klug werden draus
Und ziehen selbst die Kappe aus,
An der ich lang gezogen hab'
Und zog sie ihm doch nicht ganz ab.
Wer das straft, was er nicht versteht,
Der kauf' dies Buch, eh es zu spät,
Da doch zu dem, was er verstand,
Noch Jeder Lieb' und Neigung fand;
Der ist ein Narr, wer sein will klug
Und thut der Wahrheit Widerspruch.
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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