XLII.

[76] Man kann die Narren gut entbehrn,

Die stets mit Steinen werfen gern

Und sind von Straf' und Weisheit fern.


Ein Mann, den drei Narren steinigen, flieht zu zwei Weisen, welche das Treiben jener mißbilligend betrachten.


Von Spottvögeln.

Ihr Narren, wollt von mir begehrn

Anfang der Weisheit, Furcht des Herrn!

All Kunst der Heiligen liegt bereit[76]

Im Wege der Fürsichtigkeit.

Von Weisheit wird der Mensch geehrt,

Von ihr so Tag wie Jahr gemehrt.

Ein Weiser ist nütz der Gemeine,

Ein Narr den Kolben trägt alleine;

Er dünkt sich weise wie ein Gott

Und treibt mit allen Weisen Spott.

Der macht sich selbst Gespöttes viel,

Wer einen Spötter lehren will;

Wer straft den bösgesinnten Mann,

Der hängt sich selbst ein Läpplein an.

Einen Weisen straf', der hört dich gern

Und eilt, daß er von dir mehr lern'.

Wer einen Gerechten strafen thut, –

Der nimmt von ihm die Straf' für gut;

Der Ungerechte schändet Viel

Und ist doch oft der Schande Ziel.

Der Häher ein Spottvogel ist,

Und doch gar Vieles ihm gebrist.

Wirft man den Spötter vor die Thür,

So kommt mit ihm all Spott dafür,

Und was er Zank und Speiwort treibt,

Dasselbe vor der Thüre bleibt.

Hätt' David nicht sein selbst geschont,

Wär' Nabals Spotte schlecht gelohnt;

Sannabalach den Spott bereute,

Als man Jerusalem erneute.

Von Bären wurde den Kindern vergolten,

Die glatzig den Propheten gescholten.

Simei nennt viel Söhne sein,

Die werfen gern mit Koth und Stein.

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 76-77.
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Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
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