LXXXVII.

[168] Wer lästert Gott mit Fluchen, Schwören,

Der lebt mit Schand' und stirbt ohn' Ehren;

Weh solchen auch, die dem nicht wehren!


Ein Narr rennt mit einem dreizackigen Spieß auf den am Kreuze hängenden Heiland los und stößt nach ihm.


Von Gotteslästerung.

Die größten Narren auch ich kenne,

Doch weiß ich nicht, wie man sie nenne,

Die unbegnügt mit aller Sünd'

Sich zeigen als des Teufels Kind;

Die öffentlich bezeugen, daß

Sie seien gegen Gott voll Haß

Und leben mit ihm ganz in Streit.

Der hält wol Gott Ohnmächtigkeit,

Der andre ihm sein Leiden vor,

Seine Milz, sein Hirn, Gekrös und Ohr.

Wer oft und ungewöhnlich schwor,

Wogegen doch Natur und Recht,

Der ist jetzo ein wackrer Knecht,

Der muß den Spieß, die Armbrust tragen

Und darf es wol mit Vieren wagen

Und bei der Flasche tapfer sein.

Mordschwüre schallen laut beim Wein

Und bei dem Spiel um wenig Geld;

Kein Wunder wär's, wenn Gott die Welt

Um solche Schwür' ließ untergehn;

Der Himmel könnt' in Stücke gehn,

So lästert und so schmäht man Gott.[168]

All Ehrbarkeit ist leider todt,

Das Recht gibt keine Straf' darnach,

Drum leiden wir viel Plag' und Rach',

Weil es so öffentlich geschieht,

Daß alle Welt es hört und sieht;

Kein Wunder, droht nun mit Gericht

Gott selbst, denn länger trägt er's nicht.

Er selbst befahl, wenn man ihn höhne,

Zu steinigen dann Jacobs Söhne.

Einst fluchte Sanherib auf Gott

Und ward geplagt mit Schand' und Spott;

Lykaon und Mezentius

Empfand das und Antiochus.

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 168-169.
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