|
[12] Wer vil nüw fünd macht durch die land
Der gibt vil ärgernyß vnd schand
Vnd halt den narren by der hand
Das ettwan was eyn schantlich dyng
Das wygt man yetz schlecht vnd gering
Eyn ere was ettwan tragen bert
Jetzt hand die wibschen ma gelert
Vnd schmyeren sich mit affen schmaltz
Vnd důnt entblössen jren halß
Vil ring vnd grosse ketten dran
Als ob sie vor Sant lienhart stan[13]
Mit schwebel / hartz / büffen das har
Dar in schlecht man dan eyer klar
Das es jm schusselkorb werd kruß
Der henckt den kopff zům fenster vß
Der bleicht es an der sunn vnd für
Dar vnder werden lüse nit dür
Die trügen yetz wol in der welt
Das důt all kleider sindt vol felt
Röck / mentel / hembder vnd brustdůch
Pantoffel / Styffel / hosen / schůch
Wild kappen / mentel / vmblouff dran /
Der jüdisch syt wil gantz vffstan
Dann ein fundt kum dem andern wicht
Das zeygt / das vnser gmüt ist licht
Vnd wanckelbar in alle schand
Vil nüwrung ist jn allem land
Kurtz schäntlich vnd beschrotten röck
Das einer kum den nabel bdöck
Phfuch schand der tütschen nacion
Das die natur verdeckt wil han
Das man das blöst / vnd sehen lat
Dar vmb es leider übel gat
Vnd wurt bald han ein bösern stand
We dem der vrsach gibt zů schand
We dem ouch der solch schand nit strofft
Im wurt zů lon das er nit hofft
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro