|
[120] Do werdent kynd den eltern glich
Wo man vor jnn nit schamet sich
Vnd krüg vor jnn / vnd häfen bricht
Wer vor frowen vnd kynder wil
Von bůlschafft / boßheyt / reden vil
Der wart / das von jnn widerfar
Des glich / er vor jn triben tar
Keyn zůcht / noch ere / ist me vff erd
Kynd / frowen / leren wort vnd gberd
Die frowen das von mannen hand
Die kynd von eltern nemen schand[121]
Vnd wenn der appt die würffel leydt
So sint die münch zům spiel bereit
Die welt ist yetz voll böser lere
Man findt leyder keyn zůcht / noch ere
Die vätter sint schuldig dar an
Die frow die lert von jrem man
Der sůn / des vatters halttet sich
Die dochter ist der můtter glich
Dar vmb zů wundern nyemans yl
Ob jnn der welt sint narren vil
Der krebs glich wie syn vatter trytt
Es macht keyn wolff / keyn lemblin nytt
Brutus / vnd Catho sint beyd dott
Des mert sich Cathelynen rott /
Wis / syttlich vätter / tugentrich
Machen ouch kynder jren glich
Diogenes eyn jungen sach
Der druncken was / zů dem er sprach
Myn sůn / das ist dins vatter stadt
Eyn drunckner dich geboren hat
Es darff das man gar eben lůg
Was man vor kynden red vnd tüg
Dann gwonheyt / andere natur ist /
Die macht / das kynden vil gebrist
Eyn yedes leb recht / jnn sym huß
Das ärgerniß nit kumm dar vß
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro